Die Titlis-Bergbahnen in Engelberg OW wollen «am Puls der Zeit bleiben». Deshalb führen auch sie im kommenden Winter für Tageskarten ein sogenanntes «dynamisches Preismodell» ein. So wie es grosse Skigebiete wie Andermatt UR, Arosa GR, Laax GR, St. Moritz GR oder Zermatt VS längst getan haben. Rund zwei Dutzend Skigebiete sind es inzwischen.
«Dynamische Preise» sind nichts anderes als versteckte Preiserhöhungen. Das zeigte der «K-Tipp» vor anderthalb Jahren («K-Tipp» 12/2020). Recherchen von saldo bringen nun an den Tag, dass die Preise auch während einer Saison nur eine Richtung kennen – nach oben.
Die Skigebiete erstellen zu Saisonbeginn für Tickets im Internet ein Preisschema mit niedrigeren Preisen für die Vor- und die Nachsaison sowie höheren Preisen für die Hauptsaison. Niedriger sind die Preise auch an Werktagen, höher an Wochenenden und Feiertagen.
Im Lauf der Saison können diese Preise dann weiter steigen: bei kurzfristigem Kauf, hoher Nachfrage an bestimmten Tagen, bei guter Wetterprognose oder aufgrund einer manuellen Beeinflussung des Systems. Dann zum Beispiel, wenn ein Konkurrenzgebiet schlechtere Schneeverhältnisse hat.
Sinken können die Preise nicht. Nicht einmal dann, wenn eine gute Wetterprognose plötzlich schlechter wird. Und auch nicht, wenn die Pisten eisig sind oder es Nassschnee hat. Nur wenn ein Grossteil der Bahnen nicht fährt, kann es Rabatt geben. Aber das ist eigentlich selbstverständlich: weniger Leistung, tieferer Preis.
Wer lange zuwartet, muss mit viel höheren Preisen rechnen
Die «dynamischen Preise» sollten eher «unberechenbarer Frühbucherrabatt» heissen. Denn es ist undurchsichtig, wann und um wie viel die Preise im Laufe einer Saison steigen können.
Beispiele: In St. Moritz gibts Tageskarten für die Vorsaison bei frühem Kauf schon für 45 Franken. Wer lange zuwartet, muss mit deutlich höheren Preisen rechnen. Denn die Preisskala ist nach oben offen. Letzte Saison stiegen die Preise für eine Tageskarte über die Festtage auf happige 106 Franken.
Grosse Preisspanne zwischen günstigster und teuerster Karte
Noch teurer ist ein Skitag in Zermatt. Sogar an einem Werktag im November kostet eine Tageskarte inklusive der Bahnen in Cervinia (I) und dem Zubringerzug ab Täsch VS 108 Franken. Sicher ist: In der Hochsaison steigt der Preis weiter. Wie stark, wollen die Verantwortlichen nicht sagen.
Die Preisspannen zwischen günstigster und teuerster Tageskarte sind zum Teil enorm. In Airolo TI kann der Preis von 28 Franken auf über das Doppelte steigen. In Arosa und auf der Lenzerheide GR von 24 auf 79 Franken. In Engelberg ist die Situation in der ersten Saison mit flexiblen Preisen unklar. Der Minimalpreis liegt bei 51 Franken. Den Maximalpreis geben die Titlis-Bergbahnen nicht bekannt.
Einzig auf der Belalp VS können die Preise für eine Tageskarte auch mal sinken. Normal kostet die Karte 59 Franken. Wenn die Wetterprognose ganz schlecht ist, kann der Preis bis auf 30 Franken fallen.
In den meisten Gebieten ist der Kauf einer Tageskarte an der Kasse keine gute Idee mehr. Denn manche gewähren dort keine Frühbucherrabatte – etwa Bellwald VS und Verbier VS. Andere verlangen an der Kasse sogar einen Zuschlag – etwa Airolo, das Aletschgebiet VS oder Gstaad BE.
Andermatt und St. Moritz: Tageskarten verteuerten sich um bis zu 74 Prozent
saldo ist im Besitz von detaillierten Preisen aus dem Winter 2018/19. Und zwar für Andermatt UR und St. Moritz GR. Der Vergleich mit den aktuellen Preisen ist aufschlussreich. Zum Beispiel beim Kauf am 21. Oktober:
- In St. Moritz kostete eine Tageskarte für den dritten Samstag im Dezember 2018 45 Franken. Dieses Jahr waren es am Stichtag im Oktober Fr. 68.50 – also 52 Prozent mehr. Im Durchschnitt kostete eine Tageskarte 16 Prozent mehr als vor drei Jahren.
- In Andermatt waren die Tageskarten durchschnittlich sogar 74 Prozent teurer als vor drei Jahren.
In Andermatt heisst es dazu: «Der Grund dieser scheinbaren Preiserhöhung liegt in der Einführung des Halbpreisabos und damit einhergehend mit der Umstellung unseres Pricings.» Mit anderen Worten: Andermatt hat einerseits ein Halbpreisabo eingeführt und andererseits die Normalpreise kräftig erhöht. Das Halbpreisabo kostet 50 Franken. Anders als der Name vermuten lässt, berechtigt es nicht immer zu einem 50-Prozent- Rabatt. Denn eine Tageskarte kostet – auch mit Halbpreisabo – mindestens 40 Franken.