Ein Arzt liess sich eine Sparversicherung mit Todesfallgarantie aufschwatzen. Vom einbezahlten Kapital blieb nach 22 Jahren fast nichts übrig.
Geza J. aus dem Kanton Thurgau wollte 1999 eine Todesfallversicherung abschliessen, damit seine Frau im Falle seines Todes nicht in eine finanzielle Notlage kommt. Ein Berater der inzwischen liquidierten St. Galler Finanzberatung Vision 2010 AG bot dem Arzt an, bei der Wahl der Versicherung zu helfen. Geza J. ging davon aus, dass der Berater seriös arbeitet, da dieser bereits von einem Spital Aufträge erhalten hatte.
Eigentlich wollte Geza J. eine reine Todesfallversicherung abschliessen. Doch der Berater empfahl ein anderes Produkt: eine «Life Plan 3b» Sparversicherung des Lebensversicherungskonzerns Skandia. Damit könne der Arzt zusätzlich Geld in Aktienfonds investieren. Diese gemischte Lebensversicherung kombiniert einen Sparteil mit einem Risikoschutz. Geza J. sollte einmalig 150 000 Franken einzahlen. Dafür garantierte Skandia der zurückbleibenden Ehefrau ein Todesfallkapital von rund 299 000 Franken. Das kostete im ersten Jahr 13 000 Franken: rund 9300 Franken für die Abschlusskosten sowie 3700 Franken für die Stempelsteuer. Den Rest von 137 000 Franken sollte in den Sparanteil fliessen. Der Arzt sagte zu.
Skandia steckte die Sparprämie von 137 000 Franken in das Fonds-Portfolio «Premium» («ausgewogen»). Dort hätte das Geld gewinnbringend angelegt werden sollen. Der Berater rechnete Geza J. vor, wie aus dem Geld bei einer jährlichen Fondsrendite von 4 Prozent in 22 Jahren 247 144 Franken würden, bei 6,5 Prozent Zins gar schon 441 195 Franken.
Als der Arzt diese Police am 23. Juli 1999 abschloss, schrieb ihm Skandia, mit dem «Life Plan» habe er eine zielgerichtete Geldanlage mit Risikoschutz abgeschlossen. Doch als die Police nach 22 Jahren am 1. Juni dieses Jahres auslief, erhielt Geza J. von den angelegten 137 000 Franken gerade noch 776 Franken zurück.
Prämie für Todesfallkosten aus Fondsvermögen finanziert
Was war geschehen? Skandia finanzierte die Prämie für die Todesfallkosten jedes Jahr aus dem Fondsvermögen des Arztes. Waren es 1999 noch rund 797 Franken, belief sich der Betrag im Jahr 2000 bereits auf 1730 Franken und danach auf mehrere Tausend Franken pro Jahr. 2015 war die 10 000-Franken-Grenze für die jährlichen «Risikokosten Tod» überschritten, 2019 die 18 000-Franken-Grenze. Die Versicherung war so teuer, weil Geza J. bei Vertragsabschluss bereits 58 Jahre alt war und die Police bis zum 80. Altersjahr lief.
Skandia schreibt saldo: «Es ging dem Kunden in erster Linie um die Risikoabsicherung.» Die im Vergleich zum Fondsvermögen sehr hohe Todesfallsumme ziehe hohe Risikoprämien nach sich. Der Kunde sei über die Risikoprämien für den Versicherungsschutz informiert worden.
Ein Blick auf die jährlichen Abrechnungen zeigt: Skandia informierte den Kunden jeweils nur über Rückkaufswert, Todesfallleistung sowie den Wert des Sparkapitals. Nachdem Geza J. nach Jahren aufgefallen war, dass sein Sparkapital markant an Wert verloren hatte, meldete er sich bei der Skandia. Diese schickte ihm daraufhin sofort eine detaillierte Übersicht inklusive Risikoprämien.
Skandia bewirtschaftete auch den Sparteil der Versicherung schlecht. In 22 Jahren brachte der Fonds einen Gewinn von nur 21 480 Franken ein. Zunächst bestand die Anlage aus Fondsgeldern, die von Swiss Re verwaltet wurden. Später wurde das ersparte Geld in bis zu 26 verschiedene Fonds gesteckt. Dabei wurden Produkte mit hohen jährlichen Verwaltungskosten von bis zu 2,75 Prozent gewählt. Eine eigentliche Geldvernichtungsmaschine.
Teuer: Versicherung mit Sparanteil
Gemischte Versicherungen kombinieren einen Versicherungsschutz mit einem Sparanteil. Sie sind unflexibel und oft teuer. Vielfach verpflichtet man sich über Jahre hinweg, jeden Monat einen bestimmten Betrag einzuzahlen. Muss man aus finanziellen oder anderen Gründen den Versicherungsvertrag vorzeitig auflösen, ist der Rückkaufswert immer viel kleiner als der gesparte Betrag. Meist zahlt man auch viel zu hohe Prämien für die versprochenen Vorsorgeleistungen. Und: Gemischte Versicherungen sind vielfach mit hohen und intransparenten Nebenkosten verbunden. Wer also langfristig für die Vorsorge sparen will, sollte das bei einer Bank tun oder einen Pensionskasseneinkauf erwägen. Wer sich nur versichern will, kann eine reine Risikoversicherung abschliessen.