Es ist nicht anzunehmen, dass Sie, liebe Leserin, lieber Leser, gerne mit wildfremden Leuten über Ihre monatlichen Zahlungen sprechen. Etwa, wie viel Sie einzahlen und wer die Empfänger sind. Wenn doch: Dann besuchen Sie am besten eine Poststelle. Falls es in Ihrer Nähe überhaupt noch eine gibt.

Warum ich das sage? Ich stand kürzlich in unserer Poststelle in der Warteschlange. Vor mir übergab eine Kundin der Schalterangestellten ein paar Einzahlungsscheine. Die Angestellte las diese in ihrem Gerät ein. Die Kundin zahlte und wollte sich verabschieden.

«Sind Sie mit der Visana zufrieden?», fragte die Schalterangestellte unvermittelt – und im Schalterraum gut hörbar. Die Kundin schien verdattert. Jedenfalls brachte sie kein Wort heraus. Die Angestellte fuhr fort: «Ich könnte Ihnen einen Termin bei der Assura vermitteln. Das ist eine sehr gute Krankenkasse.»

Jetzt endlich verstand die Kundin, worum es ging. Mit der Visana sei sie sehr zufrieden, sagte sie. An der Assura habe sie kein Interesse. Und sie habe auch keine Lust, am Postschalter über ihre Krankenkasse zu diskutieren. Das sass.

Ich fand es auch ein bisschen deplatziert, dass die Angestellte die Einzahlungen der Kundin studierte und vor allen Leuten kommentierte. Aber offenbar schreckt die Post vor keiner Massnahme zurück, die auch nur ein bisschen Geld bringen könnte.

Wenn sie allerdings ihre Kundschaft weiterhin so verärgert, dann braucht sie nicht nur 170 Filialen zu schliessen, wie sie jüngst angekündigt hat. Dann kann sie gleich alle dichtmachen. Aber vielleicht will sie das ja auch.