Das kleine Haus der Familie Shoyly hat wie in arabischen Ländern üblich ein Wohnzimmer mit Sofas für die Gäste. Das Essen wird am Boden eingenommen – auf einer Folie, die über dem Teppich ausgebreitet wird. Aqbal und Najeed Shoyly (beide 63) sind bereits pensioniert. Aqbal arbeitete früher als Lehrerin, Najeed als Chauffeur.
Bagdad war lange von Krieg und Terror geprägt. Die Kriegsjahre wirken noch heute nach: Die wirtschaftliche Situation ist für viele Menschen schwierig. Ahmed (29), der wie viele junge Iraker nach der Ausbildung keinen Job fand, eröffnete einen eigenen Druckshop. Seine Schwester Zeinab (26) arbeitet in einem Spitallabor. Die beiden sind noch nicht verheiratet, leben bei den Eltern und unterstützen die Familie finanziell.
Finanzielle Situation
- Haushaltseinkommen: 960 Franken pro Monat
- Kosten fürs Wohnen: Je nach Jahreszeit 36 bis 96 Franken pro Monat für Strom
- Kosten für die Krankenversicherung: Die Familie ist nicht versichert.
- Steuern pro Jahr: Iraker zahlen keine Einkommenssteuern.
Sind Sie mit Ihrer Wohnsituation zufrieden?
Aqbal: Ja. Ich bin froh, nun in einem Haus leben zu können, das uns gehört. Wir mussten früher oft umziehen.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Zeinab: Maqluba, ein traditionelles Reisgericht mit Poulet und Gemüse. Dazu grillierte Tomaten, Zwiebeln und Brot. Und nach dem Essen gibt es Tee, Orangen- und Granatapfelsaft.
Wie lange arbeiten Sie?
Ahmed: Wenn ich einen grossen Druckauftrag habe, arbeite ich von 6 Uhr morgens bis Mitternacht.
Zeinab: Ich arbeite täglich sechs Stunden im Spital. Dazu kommen vier Stunden Arbeitsweg. Ohne das Verkehrschaos in Bagdad wäre ich viel schneller.
Welche Verkehrsmittel benutzen sie?
Zeinab: Ich fahre mit öffentlichen Minibussen zur Arbeit – die sind günstiger als Taxis.
Ahmed: Ich benutze das Motorrad, weil es so viele Staus gibt.
Sparen Sie Geld?
Najeed: Das ist schwierig. Ich erinnere mich daran, dass früher alles viel günstiger war. Seit dem zweiten Golfkrieg (1990 – 1991) ist das Leben teuer geworden – vor allem wegen der harten Sanktionen gegen den Irak.
Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ahmad: Am liebsten schaue ich Dokumentarfilme oder spiele Gitarre.
Zeinab: Ich mag Fernsehserien, lese Bücher oder putze das Haus.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Aqbal: Keinen besonderen. Ich beschenke meine Kinder sehr gern.
Was war für Sie das einschneidendste Ereignis der letzten zwei Jahre?
Najeed: Die Coronapandemie. Wir durften eine Zeitlang nicht einmal an Beerdigungen teilnehmen.
Zeinab: Ich sah während der Pandemie im Spital viele Menschen leiden.