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Ab 2025 muss der Zugersee mit Druckluft belüftet werden. Dem See fehlt es an Sauerstoff. Damit ist er nicht allein. Rund 60 Prozent der Schweizer Seen unterschreiten den in der Gewässerschutzordnung verankerten Grenzwert von mindestens vier Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser. All diese Seen befinden sich in Regionen mit intensiver Viehwirtschaft.
Das ist kein Zufall. Denn die Sauerstoffknappheit hängt mit der grossen Menge Phosphor in den Seen zusammen. Dieser stammt aus der Gülle, die auf den Feldern verteilt wird. Der Phosphor wird mit dem Regen ausgewaschen und gelangt so in die Seen.
Einige Seen werden seit Jahrzehnten belüftet
Im Kanton Luzern müssen der Baldegger-, der Hallwiler- und der Sempachersee seit 40 Jahren belüftet werden. Im Sommer wird reiner Sauerstoff hineingepumpt, im Winter Druckluft für die Zirkulation der Wasserschichten.
Die Kantone scheuen sich, den Bauern wirksame Vorschriften zu machen. Sie könnten etwa anordnen, den Bestand an Nutztieren zu reduzieren. Doch in den letzten Jahren nahm der Bestand von Rindern und Schweinen kaum ab.
In der Deutschschweiz werden sieben Seen auf Kosten der Steuerzahler belüftet. Die Kosten für die Beschaffung und den Betrieb der Belüftungsanlagen belaufen sich seit 1986 auf rund 24 Millionen Franken: 4 Millionen für die Beschaffung der Anlagen und fast 20 Millionen für die Betriebskosten. Am teuersten ist die Belüftung des Baldeggersees: 9 Millionen Franken kostete sie den Kanton seit 1986.
Das Gewässerschutzgesetz fordert seit 1999, dass jeder Kanton Zuströmbereiche rund um Seen definieren muss, bei denen zu viel Phosphor in die Gewässer gelangt. In diesen Zonen müssen Bauern Massnahmen ergreifen.
Der Kanton Luzern ordnete 1999 erste Massnahmen zur Phosphorreduktion an – auf freiwilliger Basis. Er zahlte seither rund 80 Millionen Franken an Bauern, die weniger Phosphor verspritzten. Erst seit 2021 gelten verbindliche Massnahmen. Der Kanton Zug ignorierte das Gesetz bis 2023. Nun hat er die Zuströmbereiche bestimmt: Dank den Massnahmen und der Belüftung werde der Zugersee seinen Normalzustand wieder erreichen – dies allerdings erst im Jahr 2070.
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Bauern vs. Gesellschaft
Die aktuellen Krisen stellen das Modell eines unverminderten Wachstums in Frage. Die Bauern machen nichts anderes als dem Ruf der Wachstumsgläubigen zu folgen. Sie müssen ja immer mehr aus dem Boden pressen. Sie müssen Fleisch im Übermass produzieren, damit die Grossverteiler dieses mit Rabatten von bis zu 40% anbieten können! Das ist widerlich. Trotz kritischer Stimmen halten Politik, Wirtschaft und Gesellschaft jedoch an ihrer Orientierung am volkswirtschaftlichen Wachstum fest. Warum ist die Fixierung auf das Wirtschaftswachstum so stark? Weil unsere sozialen Sicherungssysteme wie Altersversorgung und Gesundheitswesen davon abhängig sind. Wir haben uns darauf eingestellt, dass alles immer größer wird: das Budget des Staates, die Aktienkurse und die Unternehmensumsätze, das eigene Einkommen und unser Konsum. Es bringt nichts auf die Bauern zu zeigen. Je grösser eine Familie ist umso grösser der Ressourcenverbrauch. Je mehr Einwohner in der CH umso mehr muss aus dem Boden gepresst werden. Ganz einfach! Warum thematisieren Sie die Nachwachstumsphase in Ihren Berichten nicht?