Ricola ist stolz auf seine schweizerische Herkunft: «Alle Schritte der Herstellung finden in der Schweiz statt: vom Kräuteranbau bis zum fertigen Bonbon», versichert das Unternehmen. Das hat seinen Preis – vor allem für Kunden in der Schweiz: Sie zahlen für die Ricola-Bonbons in diversen Sorten im 125-Gramm-Beutel zum Beispiel bei Coop Fr. 4.60. Im deutschen Konstanz kosten sie im Supermarkt Edeka nur umgerechnet Fr. 2.87. Auch in Colmar (F) und Dornbirn (A) gibt es das gleiche Produkt deutlich günstiger als in der Schweiz – für Fr. 3.05 beziehungsweise Fr. 3.90.
Auch Schweizer Pflegeprodukte im Ausland markant günstiger
Ricola ist kein Einzelfall, wie eine Stichprobe in den drei Nachbarländern zeigt (Liste auf Saldo.ch/auslandpreise2024). Das Kaffeegetränk «Latte Balance» von Emmi etwa kostet in der Schweiz Fr. 2.50, in Deutschland und Österreich nur Fr. 1.75 und Fr. 1.85. Die 100-Gramm-Toblerone, die in der Schweiz hergestellt wird, gibt es bei Coop für Fr. 2.85. Bei Hyper U in Colmar (F) kosten 100 Gramm umgerechnet gerade einmal Fr. 1.36, und in Deutschland bezahlt man nur Fr. 1.95.
Sogar die Kaffeekapseln der Migros-Tochter Delica sind im Ausland deutlich günstiger zu haben. Die XXL-Packung mit 36 Lungokapseln gab es im Eurospar in Österreich für Fr. 9.79, in den Schweizer Filialen der Migros kostet sie Fr. 14.95. Nicht nur Lebensmittel sind günstiger. saldo fand auch Pflegeprodukte der Thurgauer Firma Rausch und Entkalker der Firma Durgol aus Dällikon ZH im Ausland günstiger.
«Härterer Preiswettbewerb» in den Nachbarländern
Weshalb sind Schweizer Produkte im Ausland billiger? Die Hersteller sagen: Ein Grund für die Preisunterschiede sei die höhere Gewinnspanne in der Schweiz. Kartoffelchips-Hersteller Zweifel erklärt: «Der Verkaufspreis hängt auch von der Marge der Detailhändler ab, die wir nicht steuern können.» In Deutschland herrsche ein härterer Preiswettbewerb. Ob Zweifel von Schweizer Detailhändlern mehr verlangt als von ausländischen, sagt die Firma nicht.
Kein Hersteller beantwortete diese Frage. Nur Schoggi-Hersteller Maestrani sagt, man biete den Kunden in der Schweiz über das ganze Sortiment die besten Preise. Trotzdem sind die Munz-Schoggistängeli im Fünferpack bei Coop rund 1 Franken teurer als in den Nachbarländern. Coop behauptet, der umkämpfte Detailhandelsmarkt und der Einkaufstourismus liessen keine hohen Margen zu. Kambly begründet die Preisunterschiede ebenfalls mit den unterschiedlichen Margen.
Französische Supermärkte würden weniger mit Aktionen arbeiten und stattdessen auf Dauertiefpreise setzen. Kambly-Guetzli sind dort klar günstiger als in der Schweiz. So kosteten die Bretzeli-Guetzli im Hyper U in Colmar umgerechnet auf die gleiche Menge Fr. 2.81 statt Fr. 3.55 bei Coop. Neben der höheren Marge in der Schweiz spielen gemäss den Herstellern auch andere Faktoren eine Rolle bei der Preisfestsetzung. So sagt Ovomaltine-Hersteller Wander, Werbung sei in der Schweiz etwa viermal teurer als in Deutschland.
Und Ricola erklärt, in anderen Ländern seien aufgrund der viel grösseren Märkte günstigere Verkaufspreise möglich. Der eidgenössische Preisüberwacher Stefan Meierhans stellte schon vor rund zehn Jahren fest, dass Schweizer Produkte im Ausland oft günstiger sind. Die Preisunterschiede betrugen bei seiner Erhebung 2014 bei Produkten von Ricola, Lindt und Toblerone zwischen 6 und 29 Prozent.