Vor einem Jahr erhöhte die Schweizer Post ihre Tarife teilweise massiv: zum Beispiel für eingeschriebene Briefe oder Pakete ins Ausland. Zudem schloss der Konzern letztes Jahr einmal mehr zahlreiche Poststellen und wandelte einige in Agenturen in Läden um (saldo 10/12). Solche Massnahmen zahlten sich aus: Das zeigt die kürzlich veröffentlichte Jahresrechnung. Bei Gesamteinnahmen von 8,58 Milliarden Franken erzielte die Post einen Reingewinn von 859 Millionen Franken. Das entspricht einer Gewinnmarge von 10 Prozent. Der Gewinn fliesst teilweise in die Bundeskasse und in die Pensionskasse (siehe nebenstehenden Artikel). Der grösste Teil dient der Post zur Erhöhung ihrer Kapitalreserven. Diese sind dank den bereits sehr hohen Gewinnen der Vorjahre inzwischen auf 5,63 Milliarden Franken angewachsen.

Ein Blick in die Nachbarländer zeigt: Die Postunternehmen im Ausland müssen sich mit wesentlich tieferen Gewinnmargen zufrieden geben (siehe Tabelle).


Die Post rentiert fast so gut wie der Lebens­mittel­multi Nestlé

Am besten schnitt 2012 die Österreichische Post mit 5,2 Prozent Rendite ab, gefolgt von der Gruppo Poste Italiane mit 4,3 und der Deutschen Post DHL mit 3 Prozent. Das Schlusslicht bildet die französische La Poste Group. 2012 erwirtschaftete sie eine Gewinnmarge von nur 2,2 Prozent. Auch weitere Postunternehmen in Europa kommen bei weitem nicht an die 10 Prozent der schweizerischen Post heran. Die niederländische PostNL etwa erreichte im letzten Jahr 5,5 Prozent Rendite, die britische Royal Mail 2,7 Prozent.

Die schweizerische Post braucht nicht einmal den Vergleich mit börsenkotierten Konzernen zu scheuen. Die Zürich Versicherungen mit einer Rendite von 5,3 Prozent liegt deutlich tiefer als die Post. Auf Augenhöhe mit der Post bewegt sich der Lebensmittelriese Nestlé mit 11,5 Prozent.


Auch künftig ist ein Reingewinn von bis zu 800 Millionen geplant

Auch die schweizerische Post kann auf Anfrage von saldo kein rentableres Postunternehmen nennen. Sie kritisiert aber den saldo-Vergleich scharf. Aufgrund unterschiedlicher politischer Vorgaben an die europäischen Postgesellschaften sei deren Wirtschaftlichkeit nicht vergleichbar, sagt Sprecher Oliver Flüeler. Zudem stamme der grösste Teil des Gewinns der schweizerischen Post aus dem rentablen Bankengeschäft der Postfinance. Viele ausländische Postgesellschaften seien nicht mehr selbst im Bankensektor tätig, sondern hätten – im Gegensatz zur Schweiz – unabhängige Postbanken gegründet.

Laut Flüeler ist in den strategischen Zielen des Bundesrates klar festgehalten, dass die Post substanzielle Gewinne erzielen müsse. Die Post strebe auch in Zukunft einen jährlichen Reingewinn in der Höhe von 700 bis 800 Millionen Franken an. Das heisst: Die Post will weiterhin den Profit maximieren – und dafür den Service public schwächen.