Stichprobenmässig hat saldo mit einer Stoppuhr gemessen, wie viel Werbung auf SRF 1 und RTL läuft. Diese beiden Sender haben in der Deutschschweiz die meisten Zuschauer. Erhoben wurde die Werbezeit für Donnerstag, 29. Oktober, von 17 bis 23 Uhr. Zur Werbung zählen im saldo-Vergleich alle TV-Spots, die Einblendung von Sponsoren und Werbeblockhinweise. Eigenwerbung und Programmhinweise wurden nicht berücksichtigt.
Längster Werbeblock bei SRF dauerte fast 7 Minuten
Resultat: Während der sechs Stunden strahlte SRF 1 fast eine Stunde Werbung aus: insgesamt 57 Minuten 3 Sekunden. Das ist ein Anteil von 15,8 Prozent an der Sendezeit. Zwischen 17 und 19 Uhr beträgt der Werbeanteil 14,1 Prozent, zwischen 19 und 23 Uhr steigt er auf 16,7 Prozent. Der längste Werbeblock – ausgestrahlt um 20 Uhr zwischen «Meteo» und der Dokumentation «Netz Natur» – dauerte 6 Minuten 37 Sekunden.
Bei RTL betrug die Werbezeit 66 Minuten 19 Sekunden (18,4 Prozent der Sendezeit). Zwischen 17 und 19 Uhr waren es 17,1 Prozent, danach 19,1. Während der Hauptsendezeit strahlte RTL also lediglich 2,4 Prozentpunkte mehr Werbung aus als SRF 1.
Erstaunlich: Der längste erhobene Werbeblock auf RTL dauerte 6 Minuten 8 Sekunden – 29 Sekunden kürzer als bei SRF 1.
Auch die unabhängige Forschungsstiftung Mediapulse wertet die Werbeanteile aus. Demnach kommt SRF 1 im ersten Halbjahr 2015 während der Hauptsendezeit (19 bis 23 Uhr) auf einen durchschnittlichen Werbeanteil von 12,5 Prozent. Bei RTL sind es 17 Prozent. Diese Durchschnittswerte sind tiefer als jene der saldo-Stichprobe. Und die Differenz von 4,5 Prozentpunkten zwischen den Werbeanteilen von SRF 1 und RTL ist deutlich grösser. Grund: Der Oktober ist ein relativ werbeintensiver Monat, der vom Durchschnitt abweicht. Zudem misst Mediapulse nur die effektiven Werbeblöcke, nicht aber Sponsornennungen und andere Sonderwerbeformen.
Preise für TV-Spots gesenkt, dafür das Werbevolumen erhöht
Die Zahlen zeigen: SRF 1 und RTL unterscheiden sich hinsichtlich der Werbequoten nicht mehr gross. Das ist aus der Sicht des Zuschauers stossend. Denn im Gegensatz zu RTL, der sich allein durch Werbung finanziert, erhält SRF 1 reichlich Geld aus dem Gebührentopf: letztes Jahr nahm die SRG 1,21 Milliarden Franken ein.
Gemäss dem Bundesamt für Statistik nahm die Zahl der Werbestunden der SRG-Fernsehsender zwischen 2000 und 2014 um 66,5 Prozent auf 2848 Stunden zu. Nicht Schritt halten konnten die Werbeerträge. Diese lagen 2014 bei 370,6 Millionen Franken – 0,2 Millionen tiefer als im Jahr 2000 (siehe PDF).
Wegen des zunehmenden Konkurrenzdrucks von deutschen, französischen und Schweizer Privatkanälen musste die SRG ab dem Jahr 2000 die Preise für TV-Spots senken und das Werbevolumen anheben, um die Erträge stabil zu halten, so Sprecher Daniel Steiner.
Diese Entwicklung belegen auch Zahlen der SRG-Werbevermarkterin Publisuisse für den Sender SRF 1: 2002 lag der Werbeanteil über einen ganzen Tag gerechnet bei 4,4 Prozent, 2014 bei 7,8 Prozent. In dieser Zeitspanne sank der durchschnittliche Preis für 30 Sekunden Werbung von 3812 auf 2978 Franken. Pikant: 1965 kostete die Ausstrahlung eines 30-Sekunden-Spots im Schweizer Fernsehen 3600 Franken.
Im Ausland haben öffentlich-rechtliche Sender zum Teil andere Wege gewählt: ARD und ZDF strahlen nach 20 Uhr sowie an Sonn- und Feiertagen keine Werbung aus. Der Anteil der Werbung an den gesamten Erträgen ist wegen der privaten Konkurrenz klar unter 10 Prozent gesunken.
Schweden: Halb so viel Gebühren und keine TV-Werbung
Auch in Frankreich ist France 2 nach 20 Uhr werbefrei. Es gibt sogar Länder, in denen das öffentlich-rechtliche Fernsehen völlig auf Werbung verzichtet und sich allein durch die Rundfunkgebühren finanziert. Beispiele dafür sind England mit BBC 1 und 2 sowie Schweden mit SVT 1 und 2. In Schweden sind die Gebühren nur halb so hoch wie in der Schweiz. Das Land hat 1,5 Millionen mehr Einwohner – und ein werbefreies Fernsehen.
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Das Schweizer Fernsehen ist zum Kotzen - nur endlos Werbung
Das Schweizer Fernsehen hat hervorragende Moderatoren, Korrespondenten, Ansagerinnen und Nachrichten. Aber ich schalte das Schweizer Fernsehen ausser für die Nachrichten konsequent nicht mehr ein, weil ich kein Pawlowscher Hund bin, der konditioniert werden möchte. Die ganze Werbung ist unsäglich blöd, wenn man sie zehn und mehr Mal am Tag erleiden muss. Da stimmt was bei der Leitung des Fernsehens nicht mehr, die vor Geldgier und Rücksichtslosigkeit gegenüber den Abonnenten hoffentlich demnächst platzt. Ich schaue nur noch Arte, 3sat, Bayern und OEF, da kann man noch vergnügliche Abende verbringen. Es braucht wohl eine Volksinitiative, um die unerträgliche Zumutung abzustellen.
Wenigstens kein TV-Unterbrechnungs-Werbung
TV-Werbung so viel oder mehr wie Privat-Sender: Völlig inakzeptabel! Was mich ganz besonders nervt ist die Unterbrechungs-Werbung - diese sollte schleunigst abgeschafft werden. So wie es auch in Österreich und Deutschland der Fall ist. Kann man sich eigentlich dagegen nicht irgendwie wehren?