Viele Ketchup-Liebhaber tauchen ihre Pommes frites nur in Ketchup von Heinz. Doch der aktuelle saldo-Test von 16 Produkten zeigt: Fast alle anderen Ketchups sind besser als die Saucen des US-Herstellers.
Zwei deutsche Labors ermittelten den Tomatengehalt der Ketchups und den Anteil des gesunden Pflanzenstoffs Lycopin. Sie massen zudem den Zuckeranteil und untersuchten die Produkte nach Pestiziden. Resultat: Vier der fünf Ketchups mit Bio-Tomaten schafften es in der Bewertung auf die vordersten Ränge. Sie fielen mit besonders hohen Tomatengehalten auf. Ein europäischer Verhaltenskodex für die Hersteller besagt: Ketchup soll mindestens 6 Prozent Tomatentrockenmasse enthalten. Das entspricht rund 100 Gramm frischen Tomaten. Der Testsieger «No added Sugar» von Connie’s Kitchen aus Hagendorn ZG wies 14 Prozent Tomatentrockenmasse aus. Das beliebte Heinz-Ketchup enthielt mit 7 Prozent nur halb so viel.
Ketchup aus reifen Tomaten ist gut fürs Immunsystem
Ketchups mit einem hohen Tomatengehalt verfügen über grosse Mengen Lycopin. Der natürliche Pflanzenfarbstoff schützt die Zellen der Tomaten vor Sonnenstrahlen. Bei Menschen beugt Lycopin Herz-Kreislauf-Krankheiten vor und stärkt das Abwehrsystem. Wichtig ist auch, dass die Hersteller reife Tomaten verwenden. Denn je mehr Sonne und Wärme die Tomaten geniessen, desto mehr Lycopin können sie bilden.
Die Bio-Ketchups von Naturaplan und Don Antonio enthielten zwischen 220 und 230 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) Ketchup. Das war der höchste Lycopin-Gehalt im Test. Dagegen enttäuschten die konventionellen Ketchups von Heinz, Denner und Coop Prix Garantie mit knapp halb so viel Lycopin.
Besonders gesund sind Ketchups trotzdem nicht. Schuld daran sind die Hersteller, die ihren Produkten viel Zucker beimischen. Die meisten verwenden normalen Haushaltszucker oder einen Sirup aus Frucht- und Traubenzucker. Alle drei Zuckerarten erhöhen das Risiko für Bluthochdruck, Karies, Fettleibigkeit und Diabetes.
Den höchsten Zuckergehalt mass das Labor beim englischen Ketchup von Wilkin & Sons mit 33 Gramm pro 100 Gramm Ketchup. Die Hersteller deklarieren den Zuckergehalt auf den Etiketten. Doch auf diese Angaben ist nicht immer Verlass. Das Bio-Ketchup von Naturaplan sollte gemäss Deklaration lediglich 12 Gramm Zucker pro 100 Gramm enthalten. Das Labor fand aber über 16 Gramm.
Giftige Spritzmittel sind auch im Tomatenanbau ein Problem. Sechs der elf konventionellen Ketchups enthielten Pestizidrückstände. Fünf Produkte wiesen das Insektizid Spirotetramat oder dessen Abbauprodukte auf. Laut der EU-Pestiziddatenbank kann der Stoff die Fruchtbarkeit beeinträchtigen sowie das Kind im Mutterleib schädigen. Zudem ist er sehr giftig für Wasserorganismen und schadet Bienen.
Antipilzmittel kann Krebs begünstigen
Spirotetramat war in den Ketchups von Thomy, Qualité & Prix von Coop, Le Gusto von Aldi, Kania von Lidl und Wilkin & Sons enthalten. Im Letzteren fand das Labor auch Propamocarb. Die Pestiziddatenbank der Universität von Hertfordshire (GB) stuft den Stoff als Nervengift ein. Zudem stört er möglicherweise das Hormonsystem. Das Produkt von M-Classic wies Tebuconazol auf. Das Antipilzmittel steht im Verdacht, Krebs zu begünstigen.
Die meisten Hersteller sind mit ihrem Abschneiden im Test zufrieden. Denner schreibt, dass der ermittelte Wert für die Tomatentrockenmasse über dem EU-Branchenstandard liegt. Wilkin & Sons sagt, dass die gefundenen Pestizide unter den Höchstgehalten für Tomaten liegen.
Coop verspricht, den Zuckergehalt des Naturaplan-Bio-Ketchups zu überprüfen, um «allfällige Anpassungen bei der Deklaration» vorzunehmen. Lidl will die Ergebnisse «mit dem Lieferanten besprechen». Connie’s Kitchen schreibt, dass man keinen Zucker für das Ketchup verwende. Gebraucht würden ausschliesslich ganze Datteln und Äpfel mit Schale sowie Kürbis, «wodurch das Ketchup Vitamine, Mineralstoffe, Antioxidantien und Ballaststoffe gewinnt».
Die meisten Produkte stammen aus dem Ausland
Von den 16 Ketchups im Test stammen laut Deklaration nur jene von Connie’s Kitchen und Coop Naturaplan aus Schweizer Produktion. Der Rest ist importiert. International ist auch die Herkunft der Tomaten: Heinz verwendet Tomaten aus Spanien und Kalifornien, die Migros aus der Türkei, Coop, Denner und Aldi aus Italien, Spanien und Portugal. Bei Denner kommt Ungarn hinzu, bei Aldi Ägypten. Nestlé stellt das Thomy-Ketchup mit Tomaten aus der Ukraine und künftig auch aus Griechenland her.
Ketchup – selbst gemacht
Tomaten-Ketchup nach Elisabeth Fülscher:
- 2 Kilo reife Tomaten
- 3 bis 4 Peperoni
- 4 Zwiebeln
- 4 Schalotten
- Etwas frischen Majoran, eventuell Liebstöckel
- 25 Gramm Rohzucker
- 1 Teelöffel Salz
- Eventuell 2 Deziliter Essig
1. Die Tomaten und Peperoni kurz in kochendes Wasser tauchen. Danach schälen, in Schnitze schneiden und entkernen.
2. Zwiebeln und Schalotten schälen und in dünne Streifen schneiden.
3. Tomaten, Peperoni, Zwiebeln und Schalotten mit den Kräutern, Salz sowie Zucker, wenig Wasser und eventuell Essig möglichst lange einkochen. Alles sollte weich und dickflüssig sein.
4. Die Masse passieren oder im Mixer pürieren, in kleine Einmachflaschen abfüllen. Mit etwas Öl bedecken und verschlossen kühl aufbewahren.