Schwangere: Vorsicht vor Depakine
Tausenden von Frauen im gebärfähigen Alter wird Depakine verschrieben – obwohl das Präparat Kinder im Mutterleib schwer schädigen kann.
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saldo 04/2017
01.03.2017
Eric Breitinger
Die Ärzte verordnen das Medikament Depakine häufig bei Epilepsie, aber auch bei bipolaren Störungen, Migräne oder Depressionen. Doch sein Wirkstoff Valproinsäure kann bei Kindern zu Missbildungen führen.
Trotzdem wurde das Medikament in den Jahren 2012 bis 2014 pro Jahr in der Schweiz rund 8200 Frauen zwischen 15 und 49 Jahren verordnet. 2015 waren es noch 6003 Patientinnen.
Das ergibt sich aus einer Hochrechnung, welche die K...
Die Ärzte verordnen das Medikament Depakine häufig bei Epilepsie, aber auch bei bipolaren Störungen, Migräne oder Depressionen. Doch sein Wirkstoff Valproinsäure kann bei Kindern zu Missbildungen führen.
Trotzdem wurde das Medikament in den Jahren 2012 bis 2014 pro Jahr in der Schweiz rund 8200 Frauen zwischen 15 und 49 Jahren verordnet. 2015 waren es noch 6003 Patientinnen.
Das ergibt sich aus einer Hochrechnung, welche die Krankenversicherung Helsana anhand eigener Verschreibungsdaten für saldo erstellte. Aus den Zahlen geht jedoch nicht hervor, wie viele Behandelte schwanger waren.
Autismusrisiko fünfmal so hoch
Die EU entschied Ende 2014, dass Ärzte Depakine nur noch im Ausnahmefall verschreiben dürfen. Begründung: 30 bis 40 Prozent der Kinder von Schwangeren, die das Medikament nehmen, leiden später an einer Entwicklungsstörung oder haben eine verminderte Intelligenz. Zudem hätten sie ein fünfmal höheres Autismusrisiko.
Das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic warnte Schwangere erst im März 2015 vor den Gefahren für ihre Kinder. Swissmedic zählte laut eigenen Angaben bis Ende 2016 insgesamt 15 Meldungen über «unerwünschte Nebenwirkungen» nach der Einnahme des Medikaments.
Die französische Generalinspektion für soziale Belange schreibt in einem Report, dass Behörden und Hersteller die Patientinnen seit dem Jahr 2004 hätten darüber aufklären müssen, dass das Medikament bei Kindern zu Entwicklungsstörungen führen kann. Die französische Arzneimittelaufsichtsbehörde rechnet mit über 14 000 betroffenen Schwangeren. Die Medikamente sollen für fast 800 Fehlgeburten, 115 Totgeburten und viele gesundheitliche Schädigungen bei Babys verantwortlich sein.
Die Herstellerin Sanofi Schweiz erklärt gegenüber saldo, stets transparent über die Risiken ihres Produkts informiert zu haben.