Viele Deutschschweizer überqueren den Röstigraben, diese unsichtbare Grenze zwischen dem deutsch- und französisch- sprachigen Teil der Schweiz eher selten. Dabei hat die Romandie einiges zu bieten: nebst gut erhaltenen mittelalterlichen Städten, erstklassigen Museen und vielen weiteren Sehenswürdigkeiten auch unberührte Natur, die zu Wanderungen einlädt.
Städteporträts, Ausflugstipps, empfehlenswerte Unterkünfte
Der neue «K-Tipp»-Reiseführer «Die Romandie entdecken» enthält 25 Wandertouren rund um den Genferseebogen, durch das Walliser Chablais, die Region Freiburg mit dem angrenzenden Waadtland sowie durch den Jura. Nebst Wanderinformationen (inklusive Routenkarten) gibt die Autorin Eva Hirschi Tipps zu Velotouren und präsentiert die Highlights der attraktivsten Städte der Westschweiz. Hinzu kommen viele Informationen über sportliche und kulturelle Aktivitäten. Wer übernachten will, findet nützliche Hinweise auf stilvolle, romantische und zum Teil auch abenteuerliche Unterkünfte.
Und auch kulinarische Empfehlungen fehlen nicht: Die Autorin, die selbst in der Romandie wohnt, verrät ein paar Geheimtipps. Hier eine Kostprobe mit 4 Touren, die im Reiseführer beschrieben werden.
Aigle VD: Rundwanderung am Fusse des Tour d’Aï
Bereits die Anreise ab Aigle ist spektakulär: Von der hinauftuckernden Zahnradbahn aus hat man eine traumhafte Aussicht auf das Schloss Aigle und einen Teil des Chablais. Anschliessend fährt die Bahn durch Weinreben und Wald bis nach Leysin-Feydey. Von dort führt ein zehnminütiger Fussweg zur Gondelbahnstation der Berneuse. Der Berg zählt zu den schönsten Aussichtspunkten der Westschweiz. Das 360-Grad-Panorama-Restaurant «Le Kuklos» ist das einzige Drehrestaurant in der Westschweiz. Die Rundwanderung um den 2330 m hohen Tour d’Aï beginnt mit einem Abstieg zum Bergsee.
Vom Lac d’Aï folgt der Aufstieg zum Chaux de Mont und über eine kurze Gratwanderung zum Gipfelkreuz des Chaux de Tompey. Der steile Abstieg zum Col de Tompey führt durch einen Wald, bis zum tiefsten Punkt der Wanderung: die Alpwiese Les Mandreys. Die letzten anderthalb Wanderstunden führen wieder steil bergauf zurück zur Berneuse.
Distanz: 8,7 km, Dauer: 4 h, Höhendifferenz: 890 m, begehbar Juni bis Oktober, Schwierigkeitsgrad: anspruchsvolle Bergwanderung
Neuenburg: Gorges de l’Areuse
Die Areuse-Schlucht im Naturschutzgebiet Creux du Van vereint einen gemütlichen Wanderweg mit wilder Naturlandschaft. Moosüberwachsene Felswände, enge Wege, Steinbrücken, Stege und Treppen – eine Schlucht wie aus dem Bilderbuch. Auf der Route überquert man auch eine Brücke, die an einen Käfig erinnert, ein Überbleibsel der Schweizer Landesausstellung Expo 02. Ein empfehlenswerter Zwischenstopp ist das «Restaurant de la Truite» bei Champ-du-Moulin. Es ist berühmt für seine Forellen aus eigener Zucht, aber auch für die Desserts wie etwa das Sorbet mit Absinth.
Die Wanderung durch die Areuse-Schlucht starten viele Ausflügler in Noiraigue. Aber der umgekehrte Weg ab Boudry schont die Knie. Und die vielen Wasserfälle sind – von unten her betrachtet – viel eindrücklicher. Beim «Restaurant de la Truite» hat man bereits zwei Drittel der Wanderung hinter sich.
Von Noiraigue aus fährt der Zug in rund zehn Minuten zu den bekannten Asphaltminen in Travers. Boudry wiederum erreicht man von der Stadt Neuenburg aus einfach und schnell mit der Schmalspurbahn Littorail.
Distanz: 11,5 km, Dauer: 3 h 30 min, Aufstieg: 350 m, Abstieg: 110 m, begehbar April bis November, Schwierigkeitsgrad: einfach, kinderfreundlich
Trient VS: Gorges Mystérieuses
Kurz nach dem Walliser Dorf Trient an der Strasse nach Chamonix (F) befindet sich der Parkplatz von Tête- Noire. Hier führt ein Rundweg steil durch den Wald hinab bis zu den Gorges Mystérieuses, den geheimnisvollen Schluchten. Über Holzstege und Brücken gelangt man bis zum Grund der Schlucht.
Wasserfälle, Steinbrocken und Felsvorsprünge schaffen eine mysteriöse Atmosphäre. Wenig später wird die spektakuläre Nymphengrotte sichtbar, eine eindrückliche Naturkathedrale mitten in den Felsen. Nun führt der Weg hinauf über die alte internationale Handelsstrasse, die Martigny mit Chamonix verbindet. Auch ein Postauto fährt ab Martigny bis zur Haltestelle Tête-Noire. Vorsicht: Es gibt nur wenige Verbindungen pro Tag.
Distanz: 2,7 km, Dauer: 1 h 15 min, Höhendifferenz: 252 m, begehbar April bis Oktober, Schwierigkeitsgrad: einfach
Charmey FR: Die Jaunbachschlucht
Die Jaunbachschlucht ist ideal für Spaziergänge mit der Familie. Starten kann man in Broc oder Charmey. In Broc befindet sich ein kleiner Parkplatz am Waldrand. Der Weg führt entlang des Jaunbachs über Holzstege, Brücken, Felsengalerien und Tunnels durch einen Märchenwald. An einer Felswand gibt es einen Wasserfall zu entdecken. Nach einem kurzen Aufstieg erreicht man den Stausee Lac de Montsalvens. Dessen flache Ufer eignen sich für ein Picknick oder zum Baden.
Startet man im Städtchen Charmey, gehts zuerst hinunter zum See, bis man an fjordähnlichen Buchten entlang zur Jaunbachschlucht gelangt. Sie ist beeindruckend, weil die senkrechten Felswände einen tiefen Kessel formen. Der Bach hat sich hier tief in den Kalkfelsen gegraben.
Distanz: 6,5 km, Dauer: 2 h 15 min, Aufstieg: 200 m, Abstieg: 390 m, begehbar Mitte April bis Mitte Oktober, Schwierigkeitsgrad: einfach, kinderfreundlich