Edi Vuille schnarcht seit Jahren. «Meine Frau kann deshalb kaum eine Nacht durchschlafen», sagt der 42-Jährige aus Untersiggenthal AG. Vuille probierte alles Mögliche gegen das Schnarchen aus. Er ging sogar in eine Schlafklinik und liess seine Nase operieren – mit mässigem Erfolg: «Zuerst ging es besser. Doch dann nahm die Lautstärke wieder zu.»
Immer wieder kommen neue Anti-Schnarch-Mittel auf den Markt. Doch kein Produkt hilft allen Betroffenen. Hals-Nasen-Ohren-Arzt Andreas Schapowal aus Landquart GR rät, zuerst abzuklären, wo die Ursache liegt.
Das neuste Produkt ist der Nasenstent – ein Plastikröhrchen, das man durch die Nase schiebt. Es soll die Atemwege freihalten. Fachleute stehen dem Produkt kritisch gegenüber. Jens Acker, Chefarzt der Klinik für Schlafmedizin in Bad Zurzach AG: «Viele Patienten vertragen den Stent nicht.» Manche störe das Fremdkörpergefühl. Zudem könne das Röhrchen die Schleimhäute verletzen. Rund ein Drittel der Teilnehmer einer Studie, deren Ergebnisse 2021 in der Fachzeitschrift «Respiration» publiziert wurden, stieg deshalb vorzeitig aus der Untersuchung aus.
Nicht alle Leute ertragen Schienen und Spangen
Hilfsmittel wie Gurten, Westen und Kissen zielen darauf ab, die Rückenlage zu verhindern. Denn viele schnarchen in der Rückenlage, weil dann die Rachenmuskeln erschlaffen und die Atemwege verengen. «Am besten hilft ein Gurt, der bei Rückenlage vibriert und den Schläfer dazu bringt, sich auf die Seite zu drehen», sagt Hals-Nasen-Ohren-Arzt Christoph Knaus vom Kantonsspital Baselland.
Nasenklammern und -pflaster sollen die Nasengänge freihalten. Diese Mittel würden zwar die Atmung bei verengten Nasengängen verbessern, sagt Knaus, «aber sie wirken nicht gegen das Schnarchen».
Auch Schienen eignen sich nicht für alle. Sie schieben den Unterkiefer nach vorn und sollen die Atemwege im Rachen freihalten. Der Arzt Gian-Marco Widmer von der HNO-Praxis Milchbuck in Zürich empfiehlt sie nur Personen, die einen gut beweglichen Unterkiefer und gesunde Zähne haben. Schienen würden aber nur helfen, wenn ein erfahrener Zahnarzt sie anfertige und sie gut sässen. Ähnlich funktioniert die Velumount-Spange: Sie fixiert das Gewebe im Gaumen. Der Zürcher Hausarzt Thomas Walser sagt: «Ich habe sie oft verschrieben, sie hat vielen geholfen.»
Vom Kinnband raten die Ärzte dagegen ab. Christoph Knaus sagt: «Es ist unangenehm zu tragen und kann die Atemwege zusätzlich verengen, weil es den Unterkiefer nach hinten drückt.»
Ein kurioses Instrument machte vor einigen Jahren Schlagzeilen: das Didgeridoo. Eine Studie der Universität Zürich ergab, dass das Spielen des australischen Blasinstruments die Rachenmuskeln stärkt und so das Schnarchen reduziert – allerdings nur, wenn man täglich übt.
Andreas Schapowal rät Betroffenen, weniger Alkohol zu trinken, nicht zu rauchen und abzunehmen: «Oft ist Übergewicht die Ursache.» Wenn jemand in der Nacht Atemaussetzer hat und am Tag müde ist, kann das Schnarchen ein Zeichen für eine gefährliche Schlafapnoe sein. Dann ist eine spezielle Therapie nötig.
Die Firma Oscimed, die den Nasenstent vertreibt, schreibt saldo, viele Kunden würden das Produkt gut vertragen. Nachtwaechter teilt mit, dass man das Rückenteil der Weste nicht mehr spüre, wenn man sich an sie gewöhnt habe. Und Hersteller Noson räumt ein, dass sein Nasendilatator nicht allen Betroffenen helfe. Aber manchen würde er helfen.