Umweltfreundliche Lebensmittel werden vom EcoScore mit einem grünen A gekennzeichnet, solche mit negativen Auswirkungen wie etwa einem hohem Wasseroder Landverbrauch mit einem roten E.
Den Eco-Score berechnet die Lausanner Firma Beelong nach verschiedenen Kriterien. Coop bezahlte bereits für die Bewertung von mehreren Tausend Artikeln. Coop schreibt auf seiner Website, der Code fördere «die Transparenz im Lebensmittelmarkt». Das stimmt aber nicht.
Denn Kunden können Artikel im Laden kaum vergleichen. Grund: Coop druckt den Eco-Score nur auf Packungen von Esswaren ab, die gut abschneiden. Das zeigt eine saldoStichprobe. Ein paar Beispiele:
- Das Naturaplan Bio-Popcorn ist auf der Packung mit einem Eco-Score von A+ angeschrieben, dem bestmöglichen Wert. Auf dem Popcorn der Eigenmarke Qualité & Prix aber fehlt der Eco-Score. Dabei kennt Coop das Resultat: Das Produkt erhielt nur die Note B. Wer das erfahren will, muss auf der Coop-Internetseite den Produktbeschrieb lesen.
- Bei den Chips weisen nur die Packungen der Linie Naturaplan einen Aufdruck mit der Bewertung A+ auf – zum Beispiel die Bio-Chips Alpenkräuter. Die mit der Note B schlechter eingestuften Chips der Linie Prix Garantie tragen keinen Eco-Score.
- Auch bei Butterguetsli, Reis und Mais ist immer nur das beste BioProdukt mit einem A oder A+ ausgezeichnet. Die Eigenmarken mit schlechteren Bewertungen haben keinen Eco-Score auf der Packung.
Schlechte Bewertungen nur im Internet veröffentlicht
Coop schreibt, man bilde den EcoScore erst «testweise» auf einer begrenzten Anzahl von Verpackungen ab. Die Kennzeichnung sei nicht abhängig davon, wie gut das Produkt abschneide. Aber: Für Produkte mit grossen Umweltauswirkungen, wie Fleisch oder Fisch, liess Coop den Eco-Score zwar berechnen, druckt ihn aber auf keinem Produkt ab. So zum Beispiel beim Pangasius. Die Fisch-Knusperli gibt es konventionell vom Label Prix Garantie und in BioQualität in der Linie Naturaplan.
Beide haben den rot eingefärbten EcoScore E. Die schlechte Bewertung ist aber nur im Internet ersichtlich, auf dem Etikett steht sie nicht. Dasselbe gilt auch für Rind- und Schweinefleisch-Packungen sowie für Lachs und Mandeln. All diese Esswaren hätten nur mittelmässige bis schlechte Bewertungen zwischen C und E.
Kunden ziehen falsche Schlüsse aus der Eco-Score-Note
Es ist aber wahrscheinlich, dass Coop von seiner selektiven Auswahl profitiert. Das zeigt eine Studie der Universität Giessen (D). Drei Forscherinnen legten über 1200 Testpersonen Fotos vor: von Spaghetti, Erdbeerjoghurt und Chips mit unterschiedlichem Eco-Score. Danach mussten die Testpersonen einen Fragebogen ausfüllen und die Esswaren bewerten. Resultat: Hatte das Produkt eine gute Eco-Score-Note, hielten die Befragten es nicht nur für umweltfreundlich, sondern auch für gesund und geschmackvoll.
Dies, obwohl der Eco-Score nichts über Geschmack oder Nährwert aussagt. Das beeinflusst gemäss der Untersuchung auch den Kaufentscheid. Die Befragten waren eher gewillt, Pro - dukte mit gutem Eco-Score zu kaufen. Umgekehrt beurteilten die Konsumenten Artikel mit schlechtem Eco-Score als weniger gesund und schmackhaft und würden sie eher im Regal stehen lassen.
Eco-Score und Nutri-Score zum Verwechseln ähnlich
Den Eco-Score berechnet die Lausanner Firma Beelong. Für die Bewertung eines Produkts zählen unter anderem der Wasserverbrauch, die CO2-Emissionen, der Landverbrauch sowie der Energieaufwand bei der Produktion. Beelong stützt sich auf Angaben von Coop und von Umweltdatenbanken. Dazu kommen wenig aussagekräftige Bewertungen wie die Unternehmenspolitik des Herstellers oder die Umweltpolitik im Herstellungsland. Daraus ergibt sich eine Punktzahl zwischen 0 und 100.
Je höher die Punktzahl, desto besser die Bewertung. Der Eco-Score reicht von A bis E. Problematisch: Der Eco-Score sieht fast gleich aus wie der NutriScore, der zeigt, wie gesund ein Produkt ist.
Für Kunden ist die Verwechslungsgefahr hoch. Beelong schreibt, die Konsumenten müssten so «kein neues Bewertungssystem lernen». Man werde aber die Gestaltung des Eco-Score diesen Herbst anpassen. Beelong bewertete nach eigenen Angaben bereits 5000 Coop-Produkte. Jede Bewertung kostet 25 Franken. Zusätzlich erhält Beelong nach eigenen Angaben eine Beteiligung von 0,1 Prozent am Umsatz der bewerteten Produkte. Auch andere Firmen wie Hero und Valora verwenden den Eco-Score.