Schalter beliebter, als die Post zugibt
Die Post schliesst eine Filiale nach der anderen. Die Begründung: Das Schaltergeschäft rentiere nicht mehr. Bei Werbekunden hingegen heisst es: Alles läuft super!
Inhalt
saldo 17/2017
24.10.2017
Letzte Aktualisierung:
30.10.2017
Beni Frenkel
Seit 1848 haben die Gemeinden Gunzgen (SO) und Buttisholz (LU) eine Post. Nun stehen die Zeichen auf Sturm. Spätestens 2019 will die Post die Filialen schliessen. «Der klassische Postschalter verliert an Bedeutung», begründet das Unternehmen seine Pläne für Gunzgen. Und in Buttisholz sei die Nachfrage nach Postdienstleistungen rückläufig.
2001 gab es landesweit 3212 Postfilialen. Heute sind es noch 1244, das heisst 41 Prozent weni...
Seit 1848 haben die Gemeinden Gunzgen (SO) und Buttisholz (LU) eine Post. Nun stehen die Zeichen auf Sturm. Spätestens 2019 will die Post die Filialen schliessen. «Der klassische Postschalter verliert an Bedeutung», begründet das Unternehmen seine Pläne für Gunzgen. Und in Buttisholz sei die Nachfrage nach Postdienstleistungen rückläufig.
2001 gab es landesweit 3212 Postfilialen. Heute sind es noch 1244, das heisst 41 Prozent weniger. Bis 2020 will die Post weitere 400 Poststellen dichtmachen. Grund laut Sprecher Oliver Flüeler: «Der Rückgang der in Poststellen abgegebenen Briefe beträgt seit dem Jahr 2000 über 65 Prozent, bei den abgegebenen Paketen 46 Prozent und bei den am Schalter getätigten Einzahlungen 40 Prozent.»
Die Leute gehen häufiger zur Post
Die Posttochter «Publi-Poste» malt ein viel optimistischeres Bild. Das Unternehmen verkauft unter anderem Werbebanner in den Poststellen. In den Unterlagen für potenzielle Kunden steht: «Das Werbepotenzial in Poststellen ist gewaltig.» Und: «Entgegen weitverbreiteten Vorurteilen können offenbar weder E-Mail noch E-Banking der Beliebtheit der Poststellen etwas anhaben.»
Die Aussage belegt Publi-Poste mit den Resultaten einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK Schweiz mit Sitz in Hergiswil LU. Das Institut befragte gut 1000 Personen: «Wie häufig gehen Sie zur Post?» Antwort: Die Zahl der Kunden, die vierzehntäglich eine Poststelle besuchen, ist zwischen 2014 und 2016 gestiegen. Die wöchentlichen und monatlichen Besuche blieben fast konstant.
Die Marktforscher von GfK wollten auch wissen, aus welchem Grund jemand eine Poststelle aufsucht. Neben Pakete oder Briefe aufgeben wollen die Kunden dort Einzahlungen tätigen oder Briefmarken kaufen.
Auf Anfrage von saldo weicht Post-Sprecher Flüeler aus. Die erhobenen Daten seien «losgelöste Besucherfrequenzen», sagt er. Sie gäben die tatsächliche Situation nicht wieder. «Besucherfrequenzen als wichtige Zahl für Werbetreibende sind das eine, getätigte Geschäfte und Umsatzzahlen das andere», sagt Flüeler. Damit redet die Post nicht nur die Schalter schlecht, sondern auch die Kunden, die angeblich zu wenig kaufen.