Viele Reisende nehmen das Velo mit in den Zug. Die Betriebe des öffentlichen Verkehrs verkauften gemäss der Südostbahn (SOB) im letzten Jahr insgesamt über eine Million Velobillette. In SBB-Zügen herrschten in der Velosaison von April bis Oktober teils chaotische Zustände. saldo-Leser berichteten, dass sie keinen Platz für ihre Velos im Zug fanden – obwohl sie einen Platz reserviert und bezahlt hatten. Grund: Die SBB haben in ihren Zügen viel zu wenig Plätze für Velos (saldo 5/2021).
Die SBB schrieben saldo vor drei Jahren, bis 2025 würden in den Zügen «rund 500 zusätzliche Veloplätze entstehen». Wie viele Plätze bislang neu dazukamen, will die Bahn nicht verraten. Gemäss den SBB ist die Zahl der Veloplätze je nach Wochentag und Strecke unterschiedlich. An Wochenenden und Feiertagen öffne man «auf Strecken mit grosser Nachfrage Gepäckabteile für den Veloselbstverlad».
SBB bieten weniger als einen Veloplatz pro 100 Sitzplätze
saldo-Recherchen zeigen, dass die SBB in den vergangenen Jahren in vielen Zügen weniger als 1 Veloplatz pro 100 Sitzplätze anboten. Das ist deutlich weniger als bei der Rhätischen Bahn (RhB) und der SOB. Die RhB baute ihre Kapazitäten aus und bietet zum Beispiel auf den Strecken Chur–St. Moritz oder Landquart–Filisur 1 Veloplatz pro 8 Sitzplätze an – 12-mal so viele wie die SBB.
An schönen Wochenendtagen und zur Ferienzeit führt sie zudem separate Wagen mit bis zu 50 Velohaken mit. Dafür baute die RhB alte Wagen um. Die SOB bietet in den Traverso-Fernverkehrszügen zwischen St. Gallen und Luzern sowie auf der Gotthard-Bergstrecke immerhin 1 Veloplatz auf 30 Sitzplätze an. Die SOB geht auch neue Wege, um in Spitzenzeiten mehr Velos transportieren zu können: Seit dem vergangenen Dezember testet sie Wagen mit flexiblen Abteilen.
In ihnen lassen sich die Sitze in Viererabteilen unkompliziert einklappen, sodass die freien Flächen für Velos genutzt werden können. Die SOB schreibt, bei Bedarf hänge sie zusätzliche Wagen an die Züge. Und auf der Linie ins Tessin setze sie an Wochenenden Zusatzzüge ein.
Reservation mit der SBB-App hat Tücken
SBB-Reisende in den besonders überfüllten Zügen zwischen Zürich und Bern, Zürich und Chur oder durch den Gotthard-Tunnel können von einem solchen Service nur träumen. Seit 2021 müssen sie in vielen SBB-Intercitys einen Veloplatz reservieren. Bei den anderen Schweizer Bahnen dagegen brauchen Fahrgäste keine Reservation. Das Reservationssystem funktioniert nicht optimal, wie die SBB selbst einräumen. Viele Reisende reservieren ihren Veloplatz via SBB-App.
Wer aber kurzfristig auf einen anderen Zug ausweichen muss, kann die Reservation nicht per App stornieren oder umbuchen: Der Platz bleibt für andere Passagiere blockiert. Die Bahn will das Problem «voraussichtlich noch diese Velosaison» lösen. Passagiere können zudem in der SBB-App vor der Buchung nicht sehen, wie viele Veloplätze in einem Zug frei sind. Das wäre aber nötig, wenn eine Gruppe zusammen mit dem Velo reisen und sichergehen will, dass es überhaupt genug freie Veloplätze gibt.
Velotransport: Darauf müssen Sie achten
- Wer das Velo in SBB-Zügen transportieren will, braucht ein Velobillett. Dieses ist über die SBB-App, Sbb.ch, an Billettautomaten oder Bahnschaltern erhältlich. Für zusammengeklappte Faltvelos und Velos von Kindern unter 6 Jahren braucht man kein Billett. Dasselbe gilt, wenn man das Vorderrad abschraubt und das Velo in einer Velotransporttasche verstaut. Günstige Velotaschen gibt es etwa bei Decathlon für Fr. 99.90. J Für kurze Fahrten kauft man am besten ein Streckenbillett, für längere Reisen eine Velo-Tageskarte (Preis: Fr. 15.–).
- Vom 21. März bis 31. Oktober muss man auf folgenden SBB-Strecken einen Veloplatz reservieren: auf den Linien durch den Gotthard-Basistunnel, auf der Strecke Rorschach– St. Gallen–Zürich–Lausanne– Genf via Biel sowie auf der Strecke Basel–Biel.
- Von Freitag bis Sonntag und an Feiertagen gilt bei den SBB eine Velo-Reservationspflicht auf den Intercity-Linien. Die Züge sind im Fahrplan mit einem Velo-Symbol und einem R gekennzeichnet. Reservationen via SBB-App, Sbb.ch, an Bahnschaltern oder über die SBB-Nummer 0848 44 66 88 (bis drei Werktage vor Reisebeginn). Preis: 2 Franken.
- Die SBB bieten keine Velobillette für Reisen in die Nachbarländer an.