SBB-Logik: Brezelkönig ja, Wartehäuschen nein
Die SBB liessen reihenweise Wartehäuschen auf den Perrons abreissen. Andererseits bauten sie dort Imbissläden.
Inhalt
saldo 07/2017
11.04.2017
Letzte Aktualisierung:
24.04.2017
Beni Frenkel
Es zieht im unterirdischen Bahnhof Stettbach ZH. Alle paar Sekunden rast ein Zug mit einer Geschwindigkeit von 120km/h vorbei und verursacht einen Höllenlärm. Früher stand am Anfang des Perrons ein Wartehäuschen und bot den Reisenden Schutz. Heute ist das Häuschen weg.
Letztes Jahr liessen die SBB Wartehäuschen auf den Perrons gleich serienweise abreissen – in Zug, Aarau, Zürich Hardbrücke oder Lenzburg. Begründung der ...
Es zieht im unterirdischen Bahnhof Stettbach ZH. Alle paar Sekunden rast ein Zug mit einer Geschwindigkeit von 120km/h vorbei und verursacht einen Höllenlärm. Früher stand am Anfang des Perrons ein Wartehäuschen und bot den Reisenden Schutz. Heute ist das Häuschen weg.
Letztes Jahr liessen die SBB Wartehäuschen auf den Perrons gleich serienweise abreissen – in Zug, Aarau, Zürich Hardbrücke oder Lenzburg. Begründung der SBB: Dies diene der Sicherheit. Bahnkunden könnten besser zirkulieren, weil sie mehr Platz haben. Mit dem Abriss hätten «die Warteflächen auf den Perrons vergrössert werden können».
Winterthur: Imbissbude mitten auf dem Perron
Gleichzeitig lassen die SBB auf den Perrons Imbissbuden errichten, an denen sie viel Geld verdienen. Beispiel Bahnhof Winterthur: Auf dem Perron zwischen Gleis 4 und 5 steht eine «Brezelkönig»-Bude. Wenn am Abend die S12 auf Gleis 5 im fünftgrössten Bahnhof der Schweiz einfährt, wird es brenzlig. Eine grosse Menschenmenge strömt aus den Zügen. Fast gleichzeitig kommt ein Schnellzug auf Gleis 4 an. Dann wird es sehr eng und gefährlich.
Ursprünglich wollten die SBB gemäss eigenen Angaben 15 bis 20 solcher Buden aufstellen. Doch laut «Schweiz am Sonntag» stoppte das Bundesamt für Verkehr diesen Expansionsdrang. Es könne nicht sein, dass «teure Investitionen für die Gewährleistung der Personenflüsse auf den Perrons getätigt werden müssen», gleichzeitig aber die «gerade gewonnenen Kapazitäten wieder mit Verkaufsflächen belegt werden».
Das Bundesamt teilte den SBB mit: Ein Brezelkönig gehöre nicht zum Bahnbetrieb. Deshalb müsse künftig beim Kanton eine Baubewilligung eingeholt werden. Zusätzlich müssten die SBB für jede neue Bude eine Sicherheitsprüfung durchführen. Das zeigte Wirkung: Laut Bundesamt wurden bisher keine neuen Standorte für Brezelbuden bewilligt. Und: Mindestens bis Ende Jahr werden laut SBB auch keine weiteren Wartehäuschen abgerissen.