Bisher brauchte man ein Rezept, um in einer Apotheke ein ärztlich verabreichtes Medikament, etwa gegen Sodbrennen, Übergewicht oder Hämorrhoiden, zu bekommen. In der Regel musste man sich dafür vom Arzt vorher untersuchen lassen. Doch der Gang zum Arzt ist nun häufig überflüssig. Denn Kranke können sich diese Medikamente neu sofort in der Apotheke besorgen – ohne vorherige Untersuchungen und ärztliche Verschreibung. Denn Apotheker dürfen jetzt eine Reihe von Medikamenten gegen oft auftretende Krankheiten ohne Arztrezept verkaufen. Allerdings müssen sie ihre Patienten beraten und für die Entscheidung die Verantwortung übernehmen. Zudem müssen sie deren Namen, Adresse und Geburtsdatum notieren, bevor sie das Medikament abgeben. So verlangt es das revidierte Heilmittelgesetz.
Die neue Regelung gilt zurzeit für rund 130 bisher rezeptpflichtige Medikamente. Beispiele: Imodium-Sirup gegen Durchfall, Omeprazol-Tabletten (20 mg), um die Magensäure zu hemmen, oder Motilium-Tropfen gegen Übelkeit.
Bundesamt nennt die Namen der Produkte nicht
Doch es gibt einen Haken. Das Bundesamt für Gesundheit veröffentlicht zwar eine aktuelle Liste der Medikamente. Das Amt nennt aber lediglich die Wirkstoffe und die erlaubten Dosierungen – nicht aber die Namen der Produkte. Patienten müssten also die Apotheker fragen, welche Arzneimittel sie neu auch ohne Rezept bekommen können. saldo hat eine Auswahl gängiger Medikamente zusammengestellt, welche neu ohne Rezept erhältlich sind (siehe Kasten).
Versicherte, die ihre Franchise noch nicht ausgeschöpft haben, können mit der neuen Regelung Geld sparen. Beispiel: Eine 30-Gramm-Tube der Hämorrhoiden-Salbe Faktu kostet Fr. 9.40. Hinzu kam bisher ein Vielfaches für die Untersuchung und das Rezept des Arztes. Die Versicherten berappten beides so lange aus dem eigenen Sack, bis ihre Gesundheitsausgaben im laufenden Jahr ihre Franchise überschritten. Neu geben sie nur Fr. 9.40 für die Salbe aus, die Arztkosten können sie sich sparen.
Kassen zahlen rezeptfreie Medikamente nicht mehr
Anders ist das für Versicherte mit ausgeschöpfter Franchise: Sie müssen die rezeptfreien Medikamente aus dem eigenen Sack zahlen. Bisher bekamen sie die Kosten bis auf den Selbstbehalt von der Krankenkasse zurückerstattet.
Ivo Meli von der Stiftung für Konsumentenschutz stösst sich an dieser Regelung. Er fordert: Die Grundversicherung der Krankenkasse sollte wie bisher alle kassenpflichtigen Medikamente übernehmen, unabhängig davon, ob sie von einem Arzt oder in einer Apotheke abgegeben werden. Er rechnet trotzdem mit einem Spareffekt der neuen Regelung: Viele Versicherte würden neu seltener nur wegen eines Rezeptes zum Arzt gehen – und den Krankenkassen so Ausgaben ersparen. Der Krankenkassenverband Santésuisse und der Apotheken-Verband Pharmasuisse halten eine solche Änderung der Vergütungspraxis für unnötig.
Ohne den Umweg zum Arzt
Einige gebräuchliche Medikamente bekommt man nun ohne ärztliche Verschreibung direkt in der Apotheke. Eine Auswahl:
- AERIUS Filmtabletten 5 mg, 10 Stück
- ALLERGODIL Nasenspray, 10 ml
- CETALLERG Sandoz Filmtabletten 10 mg, 30 Stück
- CETIRIZIN Helvepharm Filmtabletten 10 mg, 30 Stück
- ESOMEPRAZOL Axapharm Filmtabletten 20 mg, 14 Stück
- FEXOFENADINE Zentiva Filmtabletten 120 mg, 30 Stück
- MOMETASON Spirig HC Nasenspray 0,05 mg, 140 Dos.
- MOMETASONFUROAT Sandoz 0,05 mg, Dosierspray
- OMEPRAZOL Helvepharm Filmtabletten 10 mg, 14 Stück
- OMEPRAZOL MUT Sandoz Filmtabletten 10 mg, 14 Stück
- OMEPRAZOL Sandoz eco Kapseln 10 mg, 14 Stück
- OMEPRAZOL Streuli Filmtabletten 20 mg, 7 Stück
- PANTOPRAZOL Axapharm Filmtabletten 20 mg, 15 Stück
- PANTOPRAZOL Nycomed Filmtabletten 20 mg, 15 Stück
- PANTOPRAZOL Sandoz Filmtabletten 20 mg, 15 Stück
- PANTOPRAZOL Spirig HC Tabletten 20 mg, 15 Stück
- PANTOPRAZOL Streuli Filmtabletten 20 mg, 15 Stück
- XYZAL Tropfen, 20 ml
- ZYRTEC Filmtabletten 10 mg, 30 Stück
- ZYRTEC Tropfen 10 mg/ml, 20 ml
Die vorläufige Liste aller neu rezeptfreier Medikamente: www.saldo.ch/Rezeptfrei