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Der «Tages-Anzeiger» titelte kürzlich: «Hetzkampagnen in sozialen Medien führen zu Gewaltexzessen.» Die Schlagzeile zeigt: Facebook & Co. sind nicht unbedingt soziale Medien, auch wenn sie so genannt werden. Das müssten zumindest jene wissen, die beruflich mit Sprache zu tun haben – zum Beispiel Journalisten. Die wörtliche Übersetzung von Social Media ins Deutsche ist irreführend. Das Wort «social» im Begriff Social Media kommt von socializing. Das kann auf Neudeutsch mit Networking, also Kontakte knüpfen, übersetzt werden. Das Wort «sozial» aber bedeutet gemäss Synonymlexikon fürsorglich, hilfsbereit, gesellschaftlich, wohltätig oder human.
Facebook wird es aber recht sein, wenn sein Netzwerk von deutschsprachigen Journalisten als soziales Medium bezeichnet wird. Auch Unfallversicherungen und Krankenkassen dürfte es freuen, wenn Presse, TV und Radio ihre Schnüffler als Sozialdetektive bezeichnen. Das tönt nämlich sehr sozial. Und mit positiv besetzten Begriffen lässt sich eine Abstimmung über eine Sonderpolizei für Versicherungskonzerne besser verkaufen.
Vor lauter Begriffsverwirrung wissen Journalisten nicht mehr, wovon sie schreiben. Beispiel: Im Newsletter des «Tages-Anzeigers» hiess es kürzlich, das Zürcher Obergericht habe einen «Sozialhilfebetrüger» verurteilt. Tatsächlich wurde der Mann wegen Sozialversicherungsbetrugs bestraft. Sozialversicherungen sind aber nicht dasselbe wie Sozialhilfe – so wenig wie Krankenkassen, Suva, oder Axa Sozialämter sind. Für die Leistungen der Sozialversicherungen zahlen die Versicherten Prämien. Sozialhilfe hingegen ist eine Leistung der Sozialämter an Bedürftige – bezahlt von den sozialen Steuerzahlern.
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