Knallbunte Farbkleckse auf fast allen ­Seiten: Für die Markteinführung eines Samsung-Smartphones publizierte die Gratiszeitung «20 Minuten» aus dem Zürcher Tamedia-Verlag eine speziell gestaltete Aus­gabe. Das Besondere daran: Die Texte waren unter den Farbflecken nicht mehr lesbar. Die Botschaft dieser Ausgabe: Dem Verlag sind die Leser egal, solange Samsung genügend zahlt. 

«20-Minuten»-Chefredaktor Marco Boselli freute sich laut dem Branchenportal Persönlich.ch über «das Experiment». Er wolle mit «unterhaltsamen Inhalten begeistern», das gelte auch für die «Werbeumsetzungen». 

Persönlich-Herausgeber Matthias Ackeret findet die Aktion «absolut unproblematisch». Für den Leser sei ersichtlich, dass es sich um eine bezahlte Aktion handle.

Die Zürcher Werbeagentur Jung von Matt/Limmat hat sich die «20-Minuten»-Aktion ausgedacht. Mitarbeiter Dennis Lück freut sich auf Persönlich.ch. Originalton: «Journalistische Produkte sind alle kaperbar.» 

Glaubwürdigkeit ist des Journalisten höchstes Gut. Deshalb müssten eigentlich die Grenzen zwischen Redaktion und Werbung klar gezogen werden. So steht es in den Richtlinien des Schweizer Presserats zu den Pflichten der Journalisten.

Ausser dem Medienredaktor der NZZ ­kritisierte in den andern Medien kein einziger Journalist die gekaperte Ausgabe von «20 Minuten». Entweder haben sich die Journalisten an die Übergriffe der Werber gewöhnt – oder sie sind käuflich.