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Das neue App des Medienunternehmens Tamedia spricht Leser mit wenig Zeit an: Die «12-App» bringt die zwölf angeblich besten aktuellen Geschichten aus den Zeitungen des Verlags aufs Handy. Dazu gehören unter anderem der «Tages-Anzeiger», «20 Minuten», «Annabelle» und «Schweizer Familie». Laut dem «Tages-Anzeiger» ist die 12-App eine «innovative Plattform für Qualitätsjournalismus». Mit «relevanten» Geschichten, die «man gelesen haben muss». «20 Minuten» schreibt von «Filetstücken».
Interessant deshalb, welches aus Sicht der 12-App-Redaktion die wichtigsten Artikel des Tages sind. Am ersten Tag waren es Beiträge zu Krankenkassenvermittlern, zum Ironman in Hawaii oder zum Attentat in Ankara – aber auch die «Fünf verbreiteten Irrtümer über den Regenwurm». Zwei Tage später schaffte es ein Artikel in die Top 12 des «Qualitätsjournalismus», der den Männern sagte, weshalb sie keine Rollkragenpullis tragen sollten. Die qualitativ hochstehende Antwort: Weil sie «an der Gurgel beissen».
Zu den «Filetstücken» gehörte auch eine Meldung, dass man mit einem elektrischen Stehroller auf der Strasse fahren darf, solange ein Mofaschild daran befestigt ist.
Einheitskost gab es am Montag nach den Parlamentswahlen: Alle zwölf Artikel widmeten sich diesem Thema. Andere Themen waren offenbar nicht wichtig genug. Zwei Wochen später gibt es dafür wieder eine Story, die jeder gelesen haben muss: In einer neuen TV-Show sucht der Sender Vox den besten Hobbyschneider.
Fazit nach drei Wochen 12-App: Wer relevante Geschichten des «Qualitätsjournalismus» lesen will, sucht sich die Filetstücke in den Medien lieber selbst aus. Die vorgekauten Häppchen in der 12-App sind nämlich oft ziemlich fad.
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