Hochhäuser, Einkaufszentren und Durchgangsstrassen: Das Neubauquartier Kamennaja Gorka (auf Deutsch: Steinhügel) am Rand der zwei Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt Minsk wird seinem Namen voll und ganz gerecht. Grünflächen spielen bestenfalls eine Nebenrolle. Dennoch fühlt sich der IT-Spezialist Dmitry Dalkov (48) hier gut aufgehoben. Er lebt mit seiner Ehefrau Evgenija (37) und Tochter Anna (2) in einer Mietwohnung mit einer grosszügigen Einbauküche.
Dmitry ist selbständig und dank Internet überwiegend zu Hause tätig. Aus seiner ersten Ehe hat er einen 14-jährigen Sohn und eine sechsjährige Tochter.
Finanzielle Situation
- Haushaltseinkommen pro Monat: 1000 Franken
- Kosten fürs Wohnen pro Monat: 125 Franken Miete, 45 Franken Nebenkosten
- Krankenversicherung: Die medizinische Grundversorgung ist kostenlos
- Steuern pro Jahr: 2550 Franken
Sind Sie mit Ihrer Wohnsituation zufrieden?
Dmitry: Ja, es gibt hier viele Läden. Und mit der U-Bahn ist man in 20 Minuten im Zentrum. Nur der Verkehrslärm nervt mich manchmal. Was gibt es heute zum Abendessen?
Evgenija: Gemüsetätschli, Buchweizenbrei und Salat. Wir leben vegetarisch.
Wie sind Sie zu Ihren Berufen gekommen?
Dmitry: Ende der 1980er-Jahre las ich ein Buch über Informationstechnologie und war begeistert. Ich schloss an der Uni einen zweijährigen Studiengang ab, trat verschiedene Stellen an und bildete mich im Fernstudium weiter. Seit 2012 bin ich selbständig und biete IT-Beratung und -Outsourcing an.
Evgenija: Als Kind wollte ich Balletttänzerin werden. Daraus wurde aber nichts: Stattdessen wurde ich Buchhalterin. Nun schliesse ich eine Ausbildung als Pilates-Trainerin ab – damit knüpfe ich an den Ballerina-Traum an.
Wie lange arbeiten Sie?
Dmitry: An manchen Tagen gelingt mir eine IT-Lösung in zwei, drei Stunden. Treten bei der Umsetzung Probleme auf, macht es keinen Sinn, Stunden zu zählen. Feierabend ist erst, wenn das System einwandfrei funktioniert.
Evgenija: Die Kurse finden zweimal pro Woche statt und dauern jeweils acht Stunden. Welche Verkehrsmittel benützen Sie? Dmitry: Unsere Autos. Bei Staugefahr nehmen wir die U-Bahn.
Wo verbrachten Sie Ihre letzten Ferien?
Evgenija: Am Roten Meer in Ägypten, das war 2022. Wegen der EU-Sanktionen ist das Reisen in den Westen sehr schwierig geworden. Sparen Sie Geld?
Dmitry: Kaum mehr als kleine Beträge.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Evgenija: Ab und zu Volleyball und Training im Fitnessstudio.
Was beschäftigt Sie zurzeit am meisten?
Dmitry: Die Wirtschaft steht still. Die Aufträge sind rückläufig, ich habe zu wenige Kunden.