Es gibt sie in den meisten Städten: Kostspielige Fallen, die man in der Regel als Tourist nicht kennt. Beispiel Prag: Der Aussichtspunkt der tschechischen Hauptstadt auf dem Petřín-Hügel lässt sich bequem mit der Seilbahn erreichen. Viele Touristen werden gebüsst, weil sie nicht wissen, dass sie ihr Billett entwerten müssten.
Oder: Essensstände in der Altstadt verkaufen warmen Prager Schinken. Wer keine genauen Angaben zur Grösse der Portion macht, bekommt die 400-Gramm-Portion für über 20 Franken.
Auch bei Wechselstuben in der Innenstadt sollten Reisende aufpassen. Sie werben zwar mit «0 % Kommission», bieten aber schlechte Wechselkurse. Wer dort Schweizer Franken in tschechische Kronen wechselt, macht ein schlechtes Geschäft.
Viele wertvolle Tipps auf Youtube
Im Internet gibt es mittlerweile viele Plattformen und Foren, auf denen Einheimische Touristen vor solchen Touristenfallen warnen – und hilfreiche Tipps geben. Im «Honest Guide» auf dem Videoportal Youtube etwa zeigen die zwei Prager Journalisten Janek Rubeš und Honza Mikulka auf Englisch, wovor Reisende sich in der Stadt in Acht nehmen müssen. Wer solche Ratgeber finden möchte, sollte auf Youtube nach Reiseführern Ausschau halten, die vor allem Videos zu ihrer eigenen Stadt oder Region veröffentlichen.
Lena Yamaguchi lebt in der japanischen Stadt Nagoya und warnt auf ihrem Kanal «Japan Hautnah» zum Beispiel vor Restaurants, die von Touristen höhere Preise verlangen. Und mit dem Suchbegriff «Grete Walz» findet man deutschsprachige Videos, in denen Touristen Spartipps und Warnungen vor Touristenfallen in Wien finden. Viele Videos auf Youtube-Kanälen sind in englischer Sprache.
Das ist auch der Fall bei «Shomejapan», wo es Tipps zu Tokio und anderen japanischen Städten gibt, sowie bei «Patrick Guide Barcelona» zur katalanischen Stadt Barcelona. Für die Videos gibt es meist deutsche Untertitel.
Ein englischsprachiger Kanal über die französische Hauptstadt Paris ist «Les Frenchies» von Antoine und Colleen Dupont. Dort gibt es ausführliche Videos zu lohnenswerten Pariser Attraktionen und zu Tricks von Taschendieben. So empfehlen die Duponts etwa, beim Ausflug zur Basilika Sacré-Cœur auf den Montmartre nicht bei der Metro-Station Anvers auszusteigen, weil es dort oft Gedränge und Diebstähle gebe. Ihr Tipp: Besser zur Haltestelle Château Rouge reisen.
Anders als Youtube funktioniert das US-amerikanische Internetforum Reddit.com. Auch dort finden Touristen nützliche Informationen, die nicht in jedem Reiseführer stehen. Es gibt viele lokale Untergruppen, die von Einheimischen betrieben werden.
In diesen Foren kann man in den Beiträgen von anderen Benutzern stöbern – und auch selbst Fragen stellen. Dafür muss man sich mit einer E-Mail-Adresse anmelden. Bei einer Stichprobe von saldo wurden 19 von 20 Testfragen innerhalb eines Tages beantwortet. Nur eine Frage zu Istanbul blieb auch nach vier Tagen unbeantwortet. Andere Internetseiten, vor allem deutschsprachige Foren wie Reisefrage.net oder Holidaycheck.ch/foren, bieten im Vergleich einen deutlich schlechteren Service an.
Fünf Testfragen von saldo wurden auch nach mehreren Tagen nicht beantwortet. Fürs Stöbern eigneten sich die Internetseiten auch nicht, weil die neusten Beiträge zu Städten wie Kopenhagen oder London schon mehrere Jahre alt sind.
ChatGPT oder Google nicht sehr zuverlässig
Auch selbstlernende Computerprogramme wie ChatGPT oder Google Gemini waren in der Stichprobe nicht zuverlässig. Wer sich dort registriert, erhält zwar sehr schnell Antworten zu gestellten Fragen, auch auf Deutsch. Diese sind aber oft nicht aktuell oder falsch.
Auf die Frage, wie man mit dem öffentlichen Verkehr vom Prager Flughafen am besten in die Innenstadt fährt, empfahl ChatGPT zum Beispiel die Buslinie 119. Diese Linie wurde aber im Frühling eingestellt. Reddit-Benutzer beantworteten diese Frage hingegen richtig.