Wer auf Airbnb.ch eine Ferienwohnung bucht, muss jederzeit mit einer Stornierung des Vermieters rechnen. Simona Lüthy (Name geändert) aus Andelfingen ZH war sich dessen nicht bewusst. Sie buchte auf Airbnb ein Chalet in Arosa GR für Ende 2024 – mehr als ein Jahr im Voraus. Sie und ihr Partner können nur über Weihnachten und Neujahr mit den vier Kindern Skiferien machen. Dann sind günstige Unterkünfte jeweils rasch ausgebucht.
Das Chalet kostete für eine Woche rund 2600 Franken. Die Hälfte musste Lüthy im Voraus zahlen. «Wir freuten uns riesig», erzählt die 55-Jährige. Die Ernüchterung folgte im September: Von Airbnb erhielt sie die Nachricht: «Deine Buchung wurde storniert. Wir haben deine Rückerstattung von 1295 Franken veranlasst.»
Der Verwalter des Chalets teilte ihr mit, die Eigentümerin habe das Haus anderweitig vermietet. Lüthy ärgert sich über die späte Absage: «Es war unmöglich, in Arosa kurzfristig eine andere bezahlbare Unterkunft für sechs Personen zu finden.»
Wer über Airbnb bucht, schliesst einen Vertrag mit dem Vermieter ab. Dieser ist für beide Parteien verbindlich, solange nichts anderes vereinbart wird. Wer sich nicht an den Vertrag hält, wird schadenersatzpflichtig.
Allerdings: Gemäss den Nutzungsbedingungen von Airbnb kann der Vermieter eine Buchung jederzeit stornieren. Eine Entschädigung des Mieters für allfällige Mehrkosten ist nicht vorgesehen. Sich selbst aber hält Airbnb zumindest teilweise schadlos. Die Plattform verlangt nämlich von den Vermietern je nach Zeitpunkt der Absage zwischen 10 und 50 Prozent des Buchungsbetrags als Stornogebühr.
saldo verglich die Bedingungen weiterer grosser Ferienwohnungsvermittler. Fewodirekt.de und Vrbo.com gehören zum Reiseunternehmen Expedia aus den USA. Dessen «Nutzungsbedingungen für Gäste» sehen eine Stornierungsmöglichkeit durch den Vermieter nur vor, falls der Mieter nicht rechtzeitig bezahlt.
Mieter können Schadenersatz für Mehrkosten verlangen
Doch Vorsicht: Trotzdem ermöglichen es die Plattformen dem Vermieter, auch ohne Zahlungsrückstand des Mieters zu stornieren. Das geht aus deren «Richtlinie für vom Partner initiierte Stornierungen» hervor, die nicht Bestandteil des Vertrags mit dem Mieter sind. Der Vermieter muss in diesem Fall eine Gebühr von 10 bis 50 Prozent des Reservierungsbetrags an die Plattformen bezahlen, und sein Inserat wird sieben Tage gesperrt.
Die Mieter wiederum können vom Vermieter als Schadenersatz die Mehrkosten für eine vergleichbare Unterkunft verlangen. Es kann jedoch schwierig sein, das Geld im Ausland einzufordern.
Kundenfreundlicher ist das Portal Booking.com. Es sieht zwar ähnlich wie Expedia eine Stornierung durch den Vermieter prinzipiell nur dann vor, wenn der Mieter eine vereinbarte Vorauszahlung nicht rechtzeitig leistet. Tritt der Vermieter aus anderen Gründen vom Vertrag zurück, wird er gegenüber dem Mieter schadenersatzpflichtig. Das bedeutet: Dieser kann eine andere Unterkunft buchen und vom ersten Vermieter einen allfälligen Differenzbetrag fordern.
E-Domizil.ch, Casamundo.de und Hometogo.ch gehören zur luxemburgischen Hometogo-Gruppe. Wer dort bucht, muss die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des jeweiligen Vermieters akzeptieren. E-Domizil tritt aber auch als Reiseveranstalter auf und wird in diesem Fall selbst Vertragspartner. Buchende erkennen dies daran, dass sie die Allgemeinen Vertrags und Reisebedingungen von E-Domizil akzeptieren müssen.
E-Domizil kann als Vertragspartner nur annullieren, «wenn nicht voraussehbare oder nicht abwendbare Umstände die Übergabe des Mietobjekts verunmöglichen». Das ist laut Mediensprecherin Gabriela Miloda zum Beispiel dann der Fall, wenn die Unterkunft wegen eines Brandes unbewohnbar sei. E-Domizil biete dann eine gleichwertige Ersatzunterkunft an oder erstatte den Preis.
Auf diese Punkte sollten Sie beim Buchen achten
- Die Buchung einer Ferienwohnung ist grundsätzlich verbindlich, ausser es werden Stornierungsmöglichkeiten vereinbart.
- Der Preis für dieselbe Ferienwohnung kann je nach Buchungskanal stark variieren (saldo 8/2024).
- Vermieter haben oft eine eigene Internetseite, auf der man ohne Vermittlungsgebühren eine Unterkunft mieten kann. Diese lässt sich oft anhand der Adresse oder Fotos im Internet finden (Bildsuche auf Tineye.com oder Google-Bildersuche).
- Vorsicht ist geboten, wenn ein Vermieter Interessenten von der Vermittlungsplattform auf eine externe Internetseite locken will oder wenn es keine Gästebewertungen gibt. Es könnte sich um ein betrügerisches Angebot handeln.