Die Herrschaft der Mauren in Sevilla dauerte 500 Jahre. Die islamische Vergangenheit sieht man der südspanischen Stadt an. Der Reiseführer «Andalusien» der Reihe Bruckmann handelt die Epoche in lediglich vier Sätzen ab – ohne Bezug zu heute. Besser macht es der Andalusien-Band aus der Reihe «DuMont-Reisehandbuch». Auf einer Doppelseite macht er die Bedeutung der maurischen Herrschaft für die Stadt klar. Zum Veranschaulichen gibts noch das Bild eines ehemaligen Minaretts, das später zum Glockenturm einer Kirche der Kathedrale von Sevilla umgebaut wurde.
Das Beispiel zeigt, wie gross die Unterschiede bei Reiseführern sein können. saldo hat von acht Reisebuchreihen jeweils die Ausgaben «Andalusien», «Island», «Schottland» und «Sizilien» verglichen. Bewertet wurde unter anderem, wie ausführlich und benutzerfreundlich die Informationen sind. Beispiel Restaurants: Beschreibt der Reiseführer prägnant sowohl die Art der Küche als auch das Ambiente des Lokals? Wie hilfreich sind die praktischen Tipps bei der Reiseplanung? Und wie gut vermitteln die Reiseführer Hintergründe zu touristisch relevanten Themen?
Das Ergebnis: Lonely Planet schnitt insgesamt am besten ab, dicht gefolgt von DuMont Reisehandbuch. Lonely Planet überzeugte vor allem mit seiner Ausführlichkeit. Touristen können sich mit ihm gut auf Reisen vorbereiten und erhalten auch für unterwegs viele praktische Tipps.
Beispiel Hotels: In der Sizilien-Ausgabe des Lonely Planet sind für den Badeort Taormina insgesamt acht Hotels gelistet, darunter sowohl Budget- als auch Luxus-Herbergen. Dazu gibt es eine ausführliche Beschreibung über Besonderheiten oder den Stil der Hotels. Im Merian Momente finden sich nur fünf Hotels – alle davon eher hochpreisig (ab etwa 150 Euro). Die Autoren des Polyglott on tour beschränken sich auf vier Hotelempfehlungen. Zur Beschreibung gibt es jeweils nur einen Satz.
Viel Hintergrund bei DuMont, Praktisches bei Michael Müller
Die DuMont-Reihe ist optisch schön gestaltet und punktet mit Hintergrundinformationen zu Gesellschaft, Politik und Geschichte. Bei den praktischen Tipps zu Themen wie öffentlicher Verkehr, Mietautos und Unterkunftsarten sticht besonders die Reihe Michael Müller hervor. Dank detaillierter Infos kann man seine Reise problemlos im Voraus planen.
Auffallend: Die vier Lonely-Planet-Reiseführer sind durchschnittlich 450 Seiten dick, trotzdem sind sie mit weniger als 400 Gramm vergleichsweise leicht. Michael Müller und Baedeker sind fast doppelt so schwer wie Lonely Planet.
Wer auf ausführliche Infos verzichten will, greift zu Bruckmann, Polyglott on tour, Marco Polo oder Merian Momente. Diese Führer sind deutlich dünner, leichter und günstiger als die vier Erstplatzierten. Für Bequeme: In der Polyglott-Reihe gibt es statt vieler Hintergrundinfos und Hotel-Tipps fixe Touren und 50 Empfehlungen der Redaktion.