Rund 5000 Server sind rund um die Uhr im Rechenzentrum der Swisscom in Bern-Wankdorf in Betrieb. Dort speichert das Telecomunternehmen Kundendaten und lässt Programme wie Swisscom TV laufen. Solche Zentren sind riesige Stromfresser: Vor fünf Jahren saugten die Schweizer Rechenzentren 3,6 Prozent des Stroms in der Schweiz ab. Heute sind es bereits 5 bis 7 Prozent. Dies schätzt Adrian Altenburger, Institutsleiter für Gebäudetechnik und Energie an der Hochschule Luzern.
Bis 2030 prognostiziert Altenburger einen Anstieg auf 8 bis 10 Prozent des landesweiten Stromverbrauchs. Grund sind die zusätzlichen Computersysteme, die für selbstlernende Computerprogramme gebraucht werden. Durch den grossen Stromverbrauch entsteht auch Wärme. Die Server in den Rechenzentren erhitzen sich bei der Verarbeitung und Speicherung von Daten stark. So produzieren sie viel Abwärme, die normalerweise durch ein Belüftungssystem an die Aussenluft abgegeben wird.
Diese Abwärme könnte laut einer Studie des Bundesamtes für Energie 140'000 bis 185'000 Haushalte mit Wärme für Heizung und Warmwasser versorgen. Das wird aber nicht getan, wie eine Umfrage von saldo bei den grössten 80 Rechenzentren der Schweiz zeigt:
- Nur acht Rechenzentren gaben an, einen Teil der Abwärme für eigene Gebäude zu nutzen.
- Drei Betriebe gaben an, die Abwärme für die Beheizung umliegender Gebäude weiterzugeben.
- Acht Rechenzentren sagten, dass sie die Abwärme in Zukunft gern Dritten zur Verfügung stellen würden, falls sie einen Abnehmer dafür finden würden und ein Wärmenetz für die Weitergabe vorhanden sei.
Viele Rechenzentren werden am falschen Ort gebaut
Genau das ist das Problem: Viele Rechenzentren werden an Orten gebaut, wo es keinen Wärmebedarf oder kein Fernwärmenetz gibt. Diese Leitungen braucht es, um die Abwärme in die Haushalte zu bringen. Altenburger fordert: «Kantone müssten Rechenzentren viel stärker in die Raumplanung einbinden.» So etwa Winterthur. Das Rechenzentrum des US-Unternehmens Vantage verbraucht so viel Strom wie die halbe Stadt. Die Abwärme daraus wird bis anhin nicht genutzt.
Das Rechenzentrum steht inmitten eines mit Abwärme der Kehrrichtverwertungsanlage beheizten Gebiets. Es besteht keine Nachfrage nach weiterer Wärme. Michael Zeugin, ehemaliger GLP-Kantonsrat aus Winterthur, setzt sich für sinnvolle Rahmenbedingungen bei der Abwärmenutzung von Rechenzentren im Kanton Zürich ein. Er sagt: «Es braucht eine Einbindung in die kantonale Raumplanung, um steuern zu können, wo und wie die neuen Rechnungszentren gebaut werden.
Bis jetzt wird mit der Abwärme zu oft die Umwelt geheizt. Das ist ökologischer Unsinn.» Der Regierungsrat lehnte Zeugins Vorschlag mit der Begründung ab, die heutigen kantonalen Gesetze würden ausreichen. Aber diese schreiben nicht vor, auf welchen Gebieten Rechenzentren gebaut werden dürfen. Es geht auch anders, wie die Städte Frankfurt (D) und Amsterdam (NL) zeigen. Dort wurden in den letzten zehn Jahren viele Rechenzentren gebaut.
Beide Städte haben Standortgebiete definiert, um das Energiepotenzial der Zentren besser nutzen zu können.