Viele Nikotinsüchtige möchten gern mit dem Rauchen aufhören. Manche hoffen, dass sie es mit E-Zigaretten schaffen. Diese enthalten keinen Tabak, sondern eine Flüssigkeit (mit oder ohne Nikotin). Diese verdampft, wenn man an der E-Zigarette saugt. Rückenwind bekamen die aufhörwilligen «Dampfer» kürzlich von Wissenschaftern der Universität London. Sie veröffentlichten im Fachmagazin «New England Journal of Medicine» eine Studie, die zeigen soll, dass E-Zigaretten beim Rauchstopp helfen. Fast 900 Raucher machten mit. Die Hälfte von ihnen probierte den Ausstieg mit nikotinhaltigen E-Zigaretten, die andere Hälfte bekam Nikotinkaugummis und -pflaster. Nach einem Jahr schaffte es einer von fünf Teilnehmern aus der E-Zigaretten-Gruppe, von Zigaretten die Finger zu lassen. Das sind fast doppelt so viele wie die Teilnehmer aus der Gruppe, die Kaugummis und Pflaster bekamen. Die «New York Times» schrieb: Die Studie sei der «bisher stärkste Beweis», dass E-Zigaretten beim Rauchstopp helfen könnten.
Schweizer Suchtfachleute beurteilen die Ergebnisse skeptisch. Denn bei näherem Hinsehen relativiert sich der angebliche Erfolg: Nach einem Jahr «dampfte» ein Grossteil der neuen Tabakabstinenzler immer noch. Sie schafften zwar den Rauchstopp, aber nicht den Nikotinentzug. Für Macé Schuurmans, Chefarzt Pneumologie am Kantonsspital Winterthur ZH, ist klar: Diese Leute seien «hochgradig rückfallgefährdet». Leichter fiel es Ex-Rauchern in der englischen Studie, auf die Nikotin-Kaugummis und -pflaster zu verzichten. Nur einer von zehn Teilnehmern benutzte sie nach einem Jahr noch.
«E-Zigaretten können Atemwege und Augen reizen»
Die Langzeitwirkungen der E-Zigaretten sind noch nicht bekannt. Denn diese sind zwar weniger schädlich als Zigaretten aus Tabak, aber nicht unbedenklich. Claudia Künzli, Projektleiterin bei der Lungenliga, sagt: «E-Zigaretten können Atemwege und Augen reizen.» Zudem gäben sie teils krebserregende Substanzen wie Aldehyde und Propylenglykol ab. Künzli: «Wer sich vor Lungenkrankheiten schützen will, muss komplett auf Nikotin verzichten.» Lungenarzt Macé Schuurmans empfiehlt E-Zigaretten nicht für den Rauchstopp. Auch Thomas Beutler von der Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz sagt: «Wir raten weiterhin zu einem Rauchstopp mit Beratung und Nikotinpflastern oder -kaugummis.» Bei diesen Produkten seien die Auswirkungen gut erforscht.
Die Hersteller Philip Morris, JT International und Juul entgegnen, E-Zigaretten seien nicht harmlos, aber sie seien weniger schädlich als Zigaretten aus Tabak.
So schaffen Sie den Rauchstopp
Nehmen Sie sich ein Datum vor. Werfen Sie alle Raucherutensilien weg.
Führen Sie anstelle des Rauchens neue Handlungen aus, um die Gewohnheiten zu ändern. Kneten Sie einen Ball, lösen Sie Rätsel oder zeichnen Sie, um sich abzulenken.
Meiden Sie Orte, an denen Sie früher regelmässig geraucht haben.
Nikotinpflaster und -kaugummis vergrössern die Erfolgschancen. Nichtraucher-Medikamente nützen wenig, haben aber starke Nebenwirkungen.
Besuchen Sie einen Gruppenkurs der Lungen- oder Krebsliga.
Lassen Sie sich von der Rauchstopp-Hotline beraten. Erreichbar unter Tel. 0848 000 181.