Bernhard Tognini (Name geändert) aus Bern ist enttäuscht. Vor neun Monaten investierte er sein Vorsorgegeld der Säule 3a in den passiv verwalteten Indexfonds «Pension Growth» der Raiffeisenbank.Er war froh, eine gute Lösung gefunden zu haben. Doch Anfang März erhielt der Berner ein Schreiben der Raiffeisenbank. Darin stand, der Fonds werde im April verschwinden und in einen neuen Fonds überführt.
Für Tognini ist das unverständlich. Der Fonds, der zwei Drittel in Aktien investierte, eignete sich sehr gut fürs Sparen in der Säule 3a. Im langjährigen Durchschnitt brachte er 4 Prozent Rendite pro Jahr – nicht zuletzt dank relativ tiefen Kosten von 0,8 Prozent der Anlagesumme pro Jahr.
Ohne Gegenbericht gab es automatisch den teureren Fonds
Auch Robert Marbach (Name geändert) aus Baar ZG hatte sein Vorsorgegeld der 2. Säule im Pension- Growth-Fonds angelegt. «Raiffeisen möchte mir ein völlig anderes Produkt unterjubeln, das ich gar nicht will», ärgert er sich. «Ausserdem stört mich, dass ich als Kunde bei einem derart fundamentalen Wechsel des Anlagestils selber aktiv werden muss, wenn ich damit nicht einverstanden bin.»
Raiffeisen integrierte den kostengünstigen Indexfonds am 1. April in einen neuen Fonds namens Raiffeisen Pension Invest Futura Growth, einen aktiv verwalteten Fonds.
Das wird für die Kunden teurer. Im Brief der Bank steht, die aktive Verwaltung durch Vontobel koste jährlich 1,2 Prozent. Allerdings sei diese Angabe nur «indikativ». Im Klartext: Es könnte noch teurer werden. Für die Raiffeisenbank hingegen lohnt sich der Wechsel. Denn Vontobel bezahlt die Genossenschaftsbank für die neuen Kunden. Raiffeisen bestätigt: «Der Fonds folgt einem klassischen Retrozessionsmodell.» Wie viel sie erhält, verrät die Bank nicht.
Raiffeisen begründet den Schritt damit, dass die «Vorsorgefondspalette vereinheitlicht» und «vollständig nachhaltig» ausgerichtet werden soll. Der Fonds investiere nur in Titel, die auf «langfristige und faire Weise wirtschaftlichen Erfolg erzielen» und dabei ökologische und soziale Aspekte berücksichtigten. Durch das «aktive Management» könne für die Kunden ein Mehrwert erzielt werden.
Günstigere Lösungen bei anderen Vorsorgestiftungen
Die bisherigen Anleger konnten ihre Anteile bis zum 26. März zurückgeben. Wer diesen Termin verpasst hat, kann seine Anteile am neuen Fonds verkaufen und den Erlös in kostengünstigere Anlagen bei anderen Vorsorgestiftungen transferieren. Aufgrund der guten Wertentwicklung des alten Fonds kann mit einem schönen Gewinn gerechnet werden.
In der gebundenen 3a-Vorsorge ist zum Beispiel Viac der Terzo Vorsorgestiftung der WIR-Bank eine Alternative (saldo 2/2019). Sie setzt auf passive Fonds ohne teures Management, also börsengehandelte Indexfonds. Die Kosten für eine Aktienstrategie: 0,53 Prozent des Guthabens pro Jahr.
Auch in der 2. Säule gibt es Freizügigkeitsstiftungen, die mit günstigen, passiven Fonds arbeiten. Beispiel: die Independent Freizügigkeitsstiftung aus Schwyz. Dort kann man sein Altersguthaben mit 75 Prozent Aktienanteil für 0,8 Prozent Gesamtkosten pro Jahr anlegen. Voraussetzung sind mindestens 100 000 Franken. Beim VZ Vermögenszentrum gibt es keine Mindestsumme und die maximale Aktienquote liegt bei 85 Prozent. Allerdings liegen die jährlichen Gesamtkosten bei 1,25 Prozent, wenn man sein Freizügigkeitsguthaben passiv anlegen möchte.