Prostataprobleme: Diese Mittel helfen bei Harndrang
Jeder zweite Mann über 60 hat Probleme beim Wasserlösen – meist wegen einer gutartig vergrösserten Prostata. Dagegen sollen Medikamente helfen. Ein Vergleich von Studien zeigt aber: Nicht alle Mittel lindern die Beschwerden.
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saldo 15/2023
26.09.2023
Eric Breitinger
Ab 40 verspüren viele Männer häufig Harndrang. Sie brauchen länger zum Urinieren, ihr Harnstrahl ist schwächer als früher, und es kann nach einer Unterbrechung zu Nachtropfen kommen. Mit 60 hat bereits jeder zweite Mann solche Probleme. Diese kommen oft von einer gutartigen Vergrösserung der Prostata.
Was kann man dagegen tun? Die Stiftung Warentest überprüfte bei 83 Arzneimitteln, wie gut sie bei solchen Beschwerden helfen. Sie verglich ...
Ab 40 verspüren viele Männer häufig Harndrang. Sie brauchen länger zum Urinieren, ihr Harnstrahl ist schwächer als früher, und es kann nach einer Unterbrechung zu Nachtropfen kommen. Mit 60 hat bereits jeder zweite Mann solche Probleme. Diese kommen oft von einer gutartigen Vergrösserung der Prostata.
Was kann man dagegen tun? Die Stiftung Warentest überprüfte bei 83 Arzneimitteln, wie gut sie bei solchen Beschwerden helfen. Sie verglich wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit und Bewertungen des Kosten-Nutzen-Verhältnisses zu den Präparaten. Die wichtigsten Ergebnisse: 56 der 83 Arzneimittel sind grundsätzlich geeignet, die Beschwerden zu lindern.
In der Schweiz erhältlich sind die rezeptpflichtigen Medikamente Xatral und dessen Generika mit dem Wirkstoff Alfuzosin, Hytrin BPH (Wirkstoff: Terazosin), Urorec (Silodosin) sowie Pradif und dessen Generika. Letztere enthalten den Wirkstoff Tamsulosin. All diese Mittel verringern die Muskelspannung des Prostatagewebes und der Harnwege und lindern in der Regel die Beschwerden.
12 Mittel sind eingeschränkt empfehlenswert, darunter Präparate mit Finasterid wie Proscar oder das dustasteridhaltige Avodart. Diese Produkte gibt es bei Sun Store und Amavita. Laut Stiftung Warentest helfen die Mittel nur bei einer deutlich vergrösserten Prostata, wobei sie die Beschwerden zu Beginn oft nicht gut lindern. Zudem sind Nebenwirkungen wie Erektionsstörungen möglich.
Rezeptfreie Mittel aus Pflanzen wirken kaum oder nicht besser als ein Placebo. Die Stiftung Warentest hält etwa das Produkt Prostagutt für «wenig geeignet», Beschwerden zu lindern. Die Wirkung sei nicht genug belegt. Das Mittel besteht aus Brennnesselwurzel- und Sägepalmextrakten.
Die Richtlinien des deutschen Urologenverbandes, an denen sich Ärzte in der Schweiz orientieren, sehen das weniger streng: Patienten könnten bei «leichten bis mittelschweren» Beschwerden pflanzliche Mittel in Erwägung ziehen. Diese hätten kaum Nebenwirkungen. Auch der Urologe Ladislav Prikler der Uroviva–Spezialklinik in Bülach ZH rät bei «milden Symptomen» oder einer Medikamentenunverträglichkeit zu einem pflanzlichen Präparat: «Einige Patienten sprechen gut darauf an.» Das Mittel Prostaplant F enthält übrigens die gleichen Stoffe wie Prostagutt und wird von der Grundversicherung erstattet.
Tipps: Prostatabeschwerden ohne Medikamente lindern
- Wenig Alkohol und Koffeingetränke konsumieren, vor dem Zubettgehen wenig trinken.
- 30 Sekunden nach dem Wasserlösen noch einmal urinieren, um Harnreste aus der Blase zu befördern.
- Wasserlösen hinauszögern, um die Blase zu trainieren.
- Füsse und Unterleib nicht auskühlen lassen.
- Beckenboden durch Übungen stärken.