Heinrich Weber (Name geändert) aus Kriens LU bemerkte vor ein paar Jahren, dass etwas mit seiner Prostata nicht stimmt. Er hatte nur noch einen schwachen Harnstrahl, musste nachts ständig aufs Klo – doch Wasser lassen konnte er kaum. Der Urologe riet dem heute 75-Jährigen, einen Teil der Prostata zu entfernen.
Viele Ärzte raten zu einer Operation, wenn Männer Mühe haben mit dem Wasserlassen, Blut im Urin entdecken oder immer wieder unter Blasenentzündungen leiden. Doch ein Eingriff ist nicht harmlos. Viele Patienten verlieren dabei die Fruchtbarkeit, sie bekommen Erektionsstörungen und können vorübergehend den Harn nicht mehr halten.
Elektrische Schlinge und offene Operation schneiden gut ab
Felix Trinkler ist Urologe am Urozentrum Zürich in Zollikon ZH. Für ihn ist klar: Wenn kein Tumor vorliegt, gilt die Elektroresektion «als beste Variante». Dabei führt der Arzt eine Schlinge über die Harnröhre bis zur Prostata ein. Durch die Schlinge fliesst Strom: Damit schneidet der Arzt jenen Teil der Prostata weg, der auf die Harnröhre drückt. Auch Heinrich Weber operierten die Ärzte so. Eine italienische Studie von 2011 kommt zum Schluss, dass diese Methode gleich effizient ist wie die offene Operation der Prostata durch die Bauchwand – bei deutlich weniger Nebenwirkungen.
Ähnlich sicher wie die Elektroresektion sind Operationsverfahren mit dem Laser. Sie eignen sich für Patienten, die Medikamente nehmen müssen, um das Blut zu verdünnen. Der Laser verdampft das Gewebe, es blutet nicht. Chinesische Forscher verglichen im letzten Jahr 36 Studien und kamen zum Schluss, dass die Laserverfahren keine grössere Risiken hatten als die Elektroresektion. Die Patienten brauchten erst noch weniger lang einen Katheter. Allerdings müssen Ärzte das Verfahren oft wiederholen, weil das Resultat die Patienten nicht zufriedenstellt.
Bei besonders grosser Prostata operieren die Ärzte meist mit einem offenen Bauchschnitt. Sie schälen einen Teil der Prostata aus. Das Resultat ist zwar ebenfalls gut, doch kommt es zu starken Blutungen.
Die Methoden mit Mikro- oder Radiowellen beruhen darauf, dass Teile der Prostata durch Hitze verdampft werden. Bei der Mikrowellenmethode führt der Arzt eine Sonde über den Enddarm ein. Diese bündelt Mikrowellen, die den inneren Teil der Prostata so stark erhitzen, dass er abstirbt. Bei der Radiowellenmethode führt der Arzt über die Harnröhre Nadeln in die Prostata ein. Trinkler sagt: «Diese Operationen gelten als veraltet.» Denn im Gegensatz zu anderen Methoden bleibt im Körper abgestorbenes Gewebe zurück. Das muss er abbauen. Zudem muss der Arzt oft mehrmals operieren, bis die Symptome bessern, wie das unabhängige Forschernetzwerk Cochrane 2012 nachgewiesen hat. Dafür ist die Chance grösser, dass man weiterhin fruchtbar bleibt.
Neuere Methode lässt die Prostata schrumpfen
Relativ neu ist die Technik der Embolisation: Der Arzt verstopft bei dieser Methode die Arterien zur Prostata mit Plastikkügelchen, damit sie schrumpft. Bis die Beschwerden nachlassen, kann es aber Wochen dauern. Zu dieser Methode gibt es zudem noch kaum Studien.
Ein vergleichsweise kleiner Eingriff ist ein Schnitt in den Blasenhals. Allerdings wirkt er nur bei einer relativ kleinen Prostata.
Zu einer Operation muss es nicht immer kommen: Wenn man früh auf die Symptome reagiert, helfen oft pflanzliche Mittel wie Sägepalmextrakt, Kürbissamen und Brennnesselwurzelextrakt. Eine gesunde Lebensweise stärkt die Prostata. «Gesundheitstipp»-Arzt Thomas Walser empfiehlt mindestens 3 Stunden Sport pro Woche, 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit pro Tag, ein erfülltes Sexualleben und Beckenbodentraining.