Die Läden heissen Prodega, CC Angehrn oder Top CC. Sie gehören zu den Konzernen der Grossverteiler: CC Angehrn gehört zur Migros, Top CC zu Spar und Prodega/Growa zu Coop. Hier kaufen Wirte, Vereine oder Schulen ein, weil sie Geld sparen können. Haushalte, die sich auch gerne günstiger bedienen würden als bei Coop und Migros, müssen draussen bleiben. Denn in diesen Geschäften sind nicht alle Kunden erwünscht.
Beispiel Top CC in Hendschiken AG: Zutritt hat nur, wer eine Kundenkarte besitzt. Um in den Einkaufsbereich zu gelangen, müssen die Kunden ihre Kundenkarte am Eingang einlesen – erst dann öffnen sich die Schranken.
Sofort fällt auf: Zwischen den Gestellen hat es viel mehr Platz als beim Detailhändler. Auch der Einkaufswagen ist deutlich grösser als bei Coop und Migros üblich. Das Sortiment in der riesigen Halle ist gross. Kunden sieht man weniger als im normalen Supermarkt. Angestellte grüssen den Kunden immer wieder freundlich.
Preisersparnis bis zu einem Drittel bei grösseren Mengen
In den Gestellen liegen häufig Grosspackungen, daneben aber auch viele Produkte in kleineren Mengen. Diese sind oft günstiger als im normalen Supermarkt, wie die saldo-Stichprobe belegt.
So kosten 500 Gramm Penne Lisce von Barilla bei TOP CC Fr. 1.99. In der Spar-Filiale in Dättwil AG sind es Fr. 2.20: 11 Prozent mehr. Für 6 Flaschen Mineralwasser Henniez Rot gibt man im Top CC Fr. 6.09 aus. Im Spar zahlt man für die gleiche Menge Fr. 6.70, also auch 10 Prozent mehr. Es gibt aber auch das Gegenteil: 190 Gramm Barilla Pesto kosten im Spar Fr. 3.95, im Top CC Fr. 4.31. Vergleichen lohnt sich also. Besonders Grosseinkäufer können im Top CC Geld sparen, wenn sie genau hinschauen. Beispiele: In der Stadtzürcher Spar-Filiale an der Dolderstrasse bezahlt man für 1 Kilogramm Persil-Waschmittel Pulver Universal knapp 9 Franken. Bei CC für 7,5 Kilogramm lediglich Fr. 45.90. Das ergibt eine Preisersparnis von Fr. 21.60 oder 32 Prozent. Im Grosshandel gibt es 12 Liter Florin-Erdnussöl für Fr. 56.68. Bei Spar ist ein Liter für Fr. 5.20 zu haben. Bei 12 Litern sind das Fr. 62.40, also 10 Prozent mehr.
Nach dem Einkauf weist der Kunde beim Ausgang die Top-CC-Karte vor und gibt den Einkaufswagen ab. Während er einen Gratis-Kaffee trinkt, scannen Mitarbeiter von Top CC die Waren ein. Mit dem wieder beladenen Wagen geht der Kunde zur bedienten Kasse. Dort weist er erneut die Karte vor – auf dieser sind die Einkäufe gespeichert – und bezahlt. Ein Service, den man in den normalen Supermärkten nicht findet. Dort geht die Entwicklung in die andere Richtung: Migros & Co. schaffen immer mehr bediente Kassen ab und propagieren das Self-Scanning (saldo 20/14).
Privatkunden sollen teurer im gewöhnlichen Supermarkt einkaufen
Weshalb stehen die Türen der Grosshandelsmärkte nicht für alle Kunden offen? CC Angehrn (Migros) sagt: «Unsere Sortimente sind durch die Verpackungsgrössen und Dienstleistungen auf die Profis im Grosshandel zugeschnitten.» Auch Coop mit Prodega/Growa lässt verlauten, man sei nicht auf Privatkunden ausgerichtet. Top CC, der Grosshändler von Spar, hat die Anfrage von saldo nicht beantwortet.
Klar ist: Die Kunden könnten ja selbst entscheiden, ob ihnen das Sortiment passt oder nicht. Indem die Grossverteiler ihre Türen in den Grossmärkten nur für einen Teil der Kunden öffnen und die andern aussperren, wollen die Mutterfirmen der Grossmärkte vermeiden, dass ihre normalen Supermärkte konkurrenziert werden.
Übrigens: Beim welschen Grossmarkt Aligro können auch Privatkunden problemlos einkaufen. In der Deutschschweiz betreibt das Familienunternehmen eine Fililale in Schlieren ZH.
Kundenkarten: Bedingungen schwammig
Wer bei einem der Grosshändler einkaufen will, braucht eine Kundenkarte. Am einfachsten sind die Bestimmungen bei Aligro: Dort erhalten nicht nur Firmen kostenlos eine Karte, sondern auch Privatpersonen. Zu bestellen über www.aligro.ch.
Bei den anderen Grosshändlern sind die Bedingungen unterschiedlich und teilweise schwammig formuliert. Allen gemeinsam: Privatpersonen sind nicht erwünscht. Man kann aber zum Beispiel als Vereinsmitglied trotzdem zu einer Kundenkarte kommen. Bei CC Angehrn können nur Vereine eine Karte beantragen, «welche grösseren Bedarf haben und Events veranstalten».
Bei Prodega/Growa müssen es Vereine «mit eigener Verpflegung» sein. Bei Prodega/Growa (Coop) erhalten auch Kochlehrlinge eine Kundenkarte.