Coca-Cola, Nestlé und Unilever steigerten ihre Betriebsgewinne im letzten Jahr um umgerechnet 520 Millionen auf rund 35 Milliarden Franken. Grund: Die Konzerne erhöhten die Preise für viele Produkte, wie sie selbst zugeben. Auch eine saldo-Stichprobe zeigt: Im Laden gingen die Preise für Markenprodukte teils massiv nach oben:
- Die Pflegedusche «Seidig-zart» der Marke Dove, die vom niederländischbritischen Konzern Unilever hergestellt wird, kostete im April 2022 Fr. 2.95. Heute bezahlen Kunden im Coop für dasselbe Produkt Fr. 3.30. Aufschlag: 11,9 Prozent.
- Eine Dose Coca-Cola (330 ml) kostete in der Migros im vorletzten Herbst Fr. –.90. Heute ist die Dose 16,7 Prozent teurer (Fr. 1.05).
- Ähnlich das Bild bei Produkten von Nestlé: Eine Tube «Thomy Senf mild» (200 g) zum Beispiel kostete bei Coop im Herbst 2022 Fr. 1.95. Im April dieses Jahres bezahlen Konsumenten für das Nestlé-Produkt Fr. 2.30 – 17,9 Prozent mehr.
Schon 2022 hatten die Markenhersteller viele Produkte kräftig verteuert. Die damalige Begründung: höhere Kosten für Rohstoffe, Transporte und Energie. Nestlé räumt im neusten Geschäftsbericht ein, im vergangenen Jahr habe die Teuerung nachgelassen: «Die Vertriebskosten sanken auf 8,3 Prozent des Umsatzes, was hauptsächlich auf niedrigere Transport- und Energiekosten zurückzuführen ist.» Trotzdem erhöhten Nestlé und Co. viele Preise im Jahr 2023 kräftig.
Konkret steigerte Nestlé die Preise über alle Produkte und Länder hinweg um 7,5 Prozent, Unilever um 6,8 Prozent und Coca-Cola um 10 Prozent. Das geht aus den Berichten an die Aktionäre hervor. In ihren Geschäftsberichten klopfen sich die Firmen selbst auf die Schultern. Nestlé schreibt: «Die erhebliche Kosteninflation», also die Mehrkosten für die Herstellung und den Transport der Produkte, habe dank «Preisanpassungen, Effizienzsteigerungen und Portfoliooptimierung mehr als ausgeglichen werden» können.
Die Bruttogewinnmargen gemäss den Jahresabschlüssen machen klar, dass die Konzerne die Kunden stärker zur Kasse gebeten haben. Alle drei Unternehmensgruppen erhöhten diese Marge. Bei Nestlé stieg sie auf 45,9 Prozent des Erlöses, bei Unilever auf 42,2 Prozent und bei Coca-Cola sogar auf 59,5 Prozent.
Preise «über den Kostendruck hinaus» erhöht
Gemäss dem Bundesamt für Statistik waren die gestiegenen Lebensmittelpreise 2023 einer der wichtigsten Gründe für die Teuerung. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde, warf den Konzernen letzten Sommer vor, die Preise «über den blossen Kostendruck hinaus zu erhöhen». Nestlé schreibt auf Anfrage: «Wir haben die erhebliche Inflation der letzten zwei Jahre nicht vollständig über die Preise kompensiert.»
Auch Effizienzsteigerungen hätten die Kosteninflation abgefedert. Wie Nestlé will auch die Firma Unilever zuerst an der Effizienzschraube gedreht haben, bevor sie die Preise erhöht habe. Coca-Cola nahm keine Stellung zu seiner Preispolitik. Neben Coca-Cola, Nestlé und Unilever erhöhten auch viele andere Hersteller von Markenartikeln die Preise. Beispiele:
- Für sechs 1,5-Liter-Flaschen Pepsi bezahlten Konsumenten in der Migros im Herbst 2022 Fr. 11.95. Heute kostet das Sechser-Pack Fr. 12.50 – 4,6 Prozent mehr. Der amerikanische Getränkehersteller erhöhte seinen Betriebsgewinn 2023 um 4,1 Prozent auf 10,1 Milliarden Franken.
- Für eine Packung Lindor-Kugeln (200 g) bezahlten Konsumenten 2022 in der Migros Fr. 9.50, heute Fr. 9.95, das ist ein Aufschlag von 4,7 Prozent. Hersteller Lindt & Sprüngli steigerte den Betriebsgewinn im vergangenen Jahr um 9,2 Prozent auf 813,1 Millionen Franken.
- Das Shampoo «Elseve Color-Vive» (250 ml) von L’Oréal kostete im Herbst 2022 in der Migros Fr. 4.40, heute Fr. 4.95 – 12,5 Prozent mehr. Der französische Kosmetik-Konzern L’Oréal erhöhte seinen Betriebsgewinn im letzten Jahr um 9,2 Prozent auf umgerechnet 7,6 Milliarden Franken.
Tipp: Gute Qualität muss nicht teuer sein. Tests von saldo und «K-Tipp» zeigen: Markenartikel sind oft nicht besser als die Eigenmarken der Händler – aber teurer («K-Tipp» 10/2021). So schnitt etwa die M-Classic-Mayonnaise (265 g) der Migros 2023 in einem «K-Tipp»-Test gut ab, die ThomyMayonnaise von Nestlé erhielt nur eine genügende Note («K-Tipp» 15/2023). Die M-Classic-Mayonnaise kostet Fr. 1.80, für eine Tube «Thomy-Mayonnaise à la Française» (265 g) zahlt man in der Migros und bei Coop Fr. 2.80.