Am 28. September entscheiden die Schweizer über die Einführung einer Einheitskrankenkasse. Sie würde die heute gut 60 Krankenkassen ablösen, die allesamt die genau gleiche Grundversicherung verkaufen.
Künftig gäbe es nur noch eine Krankenkassenprämie pro Kanton. An der Behandlung und am Gesundheitssystem ändert sich nichts.
Für den Vergleichsdienst Comparis wäre die Einführung einer Einheitsprämie unerfreulich: Er würde die wichtigste Einnahmequelle verlieren. Denn jedes Jahr schaltet Comparis im Sommer einen Rechner auf, mit dem Interessierte die unterschiedlichen Prämien der Kassen an ihrem Wohnort vergleichen können. Pro angeforderte Offerte überweisen die Krankenkassen mindestens 30 Franken. Dafür stellte Comparis den Krankenkassen 2013 den Betrag von 10,6 Millionen Franken in Rechnung. Diese Angaben machte Comparis-Sprecher Felix Schneuwly gegenüber saldo.
«Einheitsprämien-Rechner» mit fiktiven Zahlen
Aktuell lassen sich auf der Comparis-Website sogar die künftigen Prämien der Einheitskasse ablesen. Resultat: Rund 72 Prozent der Versicherten müssten laut Comparis künftig beträchtlich mehr bezahlen.
Beispiel: Eine Zürcherin zahlt heute bei der Mutuel Assurance mit einer Franchise von 2500 Franken eine Monatsprämie von 249 Franken (Standardversicherung). Gemäss Comparis müsste sie in der Einheitskasse für den gleichen Versicherungsschutz Fr. 300.56 bezahlen. Noch grösser ist der Aufschlag für einen Mann aus Stans NW. Er ist heute bei der CSS versichert (Franchise 2500 Franken). Der Rechner gibt an, dass sich die Monatsprämie für ihn von 162.50 auf 255.05 erhöhen würde. Aufschlag: über 50 Prozent.
Doch weshalb sollte eine einzige Kasse mit einer einzigen Verwaltung teurer sein als 60 verschiedene? Und: Lässt sich durch den Verzicht auf Hunderte Millionen von Werbeausgaben und hohe jährliche Administrationskosten für Hunderttausende von Kassenwechslern nicht Geld sparen? Antwort Comparis: Mit der Einführung der Einheitskasse würden unter anderem günstige Alternativen wie das Hausarztmodell oder Prämienreduktionen für Kinder und Erwachsene wegfallen. Das ist eine Behauptung der Gegner der Einheitskasse. Im Initiativtext, über den abgestimmt wird, steht das nirgends.
Das Parlament müsste die Details zur Einheitskasse regeln
Das bestätigt auch Felix Schneuwly, Sprecher von Comparis. Er schiebt die Schuld den Befürwortern zu. Diese hätten sich geweigert, Angaben über zukünftige Krankenkassenprämien zu machen. Das trifft nach Flavia Wasserfallen, Generalsekretärin der SP und Befürworterin der Einheitskasse, durchaus zu. Es sei heute noch gar nicht möglich, die künftigen Prämien zu berechnen. Die öffentliche Krankenkasse würde bei einem Abstimmungserfolg frühestens in drei Jahren umgesetzt. Die Details muss nämlich das Parlament regeln.
Comparis weist Eigeninteressen am Ausgang der Abstimmung nicht von sich. Gegenüber saldo hält Schneuwly fest: «Comparis verdient mit dem Krankenkassenvergleich Geld. Die Informationsleistung spart den Krankenkassen jedoch viel Aufwand für Information und Werbung. Der Offertprozess ist voll automatisiert und reduziert die Verwaltungskosten der Kassen.»