Ein Paket verschicken kostet bei der Post nicht immer gleich viel. Wer sein Päckli am Postschalter aufgibt, bezahlt Fr. 1.50 mehr als jemand, der im Internet die Frankatur erstellt, ausdruckt, aufklebt und das Paket der Post übergibt. Pakete mit einem Gewicht von über 10 Kilo sind am Schalter sogar 3 Franken teurer.
Seit diesem Jahr müssen die Kunden am Schalter zusätzliche 3 Franken bezahlen, wenn sie ein Auslandpaket aufgeben. Der Zuschlag wird für das Ausfüllen eines Zollformulars verlangt. Im Internet bezahlen die Kunden keinen Aufpreis.
Die Preisliste der Post für Schalter- und Internetkunden zeigt: Schalterkunden bezahlen zum Teil mehr als das Doppelte. Besonders hoch sind die Schalterzuschläge für eine Umleitung an eine andere Adresse oder für das Zurückbehalten der Post, zum Beispiel während einer Ferienabwesenheit. Für das Umleiten zahlen Kunden am Schalter 22 statt 10 Franken, für das Zurückbehalten 20 statt 8 Franken (siehe Tabelle im PDF).
«Den Servicegedanken gibt es nicht mehr»
Eine saldo-Leserin sollte am Schalter 42 Franken dafür bezahlen, dass das Unternehmen ihr nach dem Umzug die Post nachschickt. Sie ärgert sich: «Die Angestellte am Schalter sagte mir, ich solle ins Internet gehen. Dort koste dieselbe Dienstleistung 12 Franken weniger.» Auf diese Weise wolle die Post Kunden dazu bringen, die Schalter zu meiden, vermutet die Leserin. «Den Servicegedanken gibt es nicht mehr.»
Die Post begründet die höheren Preise am Schalter mit einem grösseren Aufwand. Sprecher Erich Goetschi sagt: «Der Schalterangestellte nimmt dem Kunden die Arbeit ab.» Diesen Aufwand lasse sich die Post entschädigen.
Allerdings nahm der Aufwand am Schalter im Vergleich zu früher nicht zu. Trotzdem erhöhte die Post in den vergangenen Jahren die Preise um ein Mehrfaches – beim Nachsendeauftrag zum Beispiel von 15 auf 42 Franken. Die Erteilung eines Nachsendeauftrags am Schalter dauert nur wenige Minuten.
Insgesamt bezahlen die Schalterkunden jährlich viel zu viel. Allein der Versand von Paketen wäre Dutzdende Millionen Franken günstiger, wenn Schalterkunden die gleichen Preise zahlen müssten wie Internetnutzer. Denn die Post stellt fast 150 Millionen Pakete pro Jahr zu, und im Internet ist jedes Paket mindestens Fr. 1.50 billiger. Die Post betont, viele Pakete würden von Geschäftskunden zu Sondertarifen aufgegeben.
Preisüberwacher ist für tiefere Preise im Internet
Preisüberwacher Stefan Meierhans hat nichts dagegen, dass die Post die Schalterkunden benachteiligt. Im Gegenteil: Er handelte mit der Post Preissenkungen bei Paketen aus, von denen einseitig die Internetkunden profitieren. In einer Zeitungskolumne schrieb Stefan Meierhans kürzlich: «Online-Rabatte müssen selbstverständlich werden.» Er sei überzeugt, dass tiefe Internetpreise im Interesse der Kunden seien, sagt Meierhans auf Nachfrage.
Die Aufsichtsbehörde Postcom schreibt saldo, die Preise der Post seien zulässig, solange sie «nach wirtschaftlichen Grundsätzen» festgelegt werden. Im Klartext: Die Postcom segnet die Preise einfach ab.