Hätte Cornelius Lützelmann (Name geändert) nicht parallel über zwei Banken Geld überwiesen, wären ihm die schlechten Bedingungen von Postfinance gar nicht aufgefallen.
Es war Ende Mai 2015, als Juddy Kanyi (Name geändert), eine Bekannte in Kenia, dringend Geld brauchte. Am 26. Mai beauftragte Lützelmann zuerst Postfinance, 20 000 Franken, und danach die Alternative Bank Schweiz (ABS), 15 000 Franken nach Kenia zu überweisen. Beide Aufträge erfolgten über E-Banking.
Zwei Tage später, am 28. Mai, wurde die von der ABS veranlasste Überweisung auf Kanyis Konto bei der Kenya Commercial Bank gebucht. Der Weg über Postfinance dauerte zwei Arbeitstage länger. Überweisungen ins Ausland dauern in der Regel zwei bis vier Arbeitstage. Soll das Geld am gleichen oder am folgenden Tag beim Empfänger eintreffen, muss man einen Dringlichkeitsauftrag erteilen – einen sogenannten Giro international urgent für 12 Franken.
Der Bankauszug der Kenianerin fördert aber vor allem die im Vergleich zur ABS schlechten Konditionen von Postfinance zu-tage. Hätte Lützelmann über die ABS wie über Postfinance 20 000 Franken überwiesen, wären Juddy Kanyi 2 004 997 kenianische Schillinge gutgeschrieben worden. Von den 20 000 Postfinance-Franken erreichten sie nur 1 920 843.35 Schillinge. Das sind rund 84 000 Schillinge oder mehr als 800 Franken weniger.
Lützelmann kommentiert: «Ein solch schlechter Wechselkurs im Vergleich zu einer Konkurrenzbank ist für mich schlicht eine Bereicherung am Kunden.» Dass es von Bank zu Bank Wechselkursunterschiede von 4 Prozent geben könne, sei ihm bis anhin nicht bewusst gewesen.
Auch im Drittvergleich schlecht abgeschnitten
Auch ein Vergleich mit dem Wechselkurs des Finanzportals Oanda.com lässt Postfinance schlecht aussehen. Nimmt man für den entsprechenden Tag den Briefkurs inklusive 3 Prozent Kommissionsaufschlag, hat Postfinance Juddy Kanyi rund 60 000 Schillinge oder gegen 600 Franken zu wenig überwiesen.
Sprecher Johannes Möri sagt dazu, Postfinance habe die kenianischen Schillinge am Markt beschafft und sie anschliessend an die Begünstigte überwiesen. Für den Währungswechsel habe man dem Kunden eine handelsübliche Marge verrechnet. Bei Währungen wie dem kenianischen Schilling könne der Kurs von Tag zu Tag stark schwanken. Ein Fehler liege nicht vor. In andern Währungsvergleichen würde Postfinance vielleicht besser abschneiden, meint Möri. Er räumt aber ein: «Unter dem Strich, und das interessiert den Kunden letzten Endes, war unsere Dienstleistung im vorliegenden Fall ganz einfach teurer als bei der Alternativen Bank.»
Die ABS hat anders als Postfinance den Währungswechsel nicht selbst vorgenommen, sondern Franken nach Kenia überwiesen. Der Wechsel wurde von der Bank der Begünstigten ausgeführt. Man habe deshalb keinen Einfluss auf den Wechselkurs.
Nach Angaben der ABS durchläuft eine Überweisung nach Kenia bis zu vier Stationen, bevor das Geld bei der Empfängerbank ankommt. Deshalb sei auch nicht klar, wo noch welche Gebühren anfallen. Postfinance-Sprecher Möri sagt: «Unsere Erfahrung zeigt, dass der Kunde in den allermeisten Fällen besser fährt, wenn der Währungswechsel in der Schweiz stattfindet.»
Fremdspesen machen es nicht aus
Im Fall der Postfinance-Überweisung sind übrigens nur minime Fremdspesen angefallen. Postfinance hat 1 921 414 Kenianische Schillinge überwiesen. 1 920 843 Schillinge wurden bei Wangui Kanyi eingebucht. Die Differenz von 571 Schillingen entspricht rund 6 Franken. Der im Vergleich zur ABS tiefere Überweisungsbetrag ist daher allein auf den schlechten Wechselkurs oder die Marge von Postfinance zurückzuführen.
Banken lassen Kunden im Unklaren
Banküberweisungen sind intransparent. Weder die Wechselkurse noch die Marge der Banken noch die Fremdspesen allfälliger Dritter an der Überweisung Beteiligter sind vor Auftragserteilung bekannt. Konkurrenzofferten einholen bringt wenig. Kaum eine Bank garantiert im Voraus einen Wechselkurs. Gute Tipps sind deshalb rar:
- Die vom Sekretariat für Wirtschaft (Seco) herausgegebene Broschüre «Geldüberweisungen aus der Schweiz ins Ausland» rät bei regelmässigen Überweisungen, weniger oft, dafür grössere Beträge zu transferieren.
- Postfinance empfiehlt, vor dem Überweisen grosser Beträge Testüberweisungen mit kleinen Summen vorzunehmen. Dabei lassen sich Wechselkurs, Spesen und Abwicklungsdauer ablesen.
- Auf Geldtransfers spezialisierte Unternehmen wie Western Union, Money Gram oder World Remit sind zwar teurer als Banküberweisungen. Die Gebühren sind aber transparent und im Voraus bekannt. Zudem erfolgen die Überweisungen schneller.