Saldo hat im September in zwölf Poststellen insgesamt 216-mal die Wartezeiten am Schalter gemessen. Die Stichproben wurden in der ganzen Schweiz zur Stosszeit am Morgen und am frühen Abend vorgenommen sowie am Nachmittag und am Wochenende.
Ergebnis: Am längsten warteten die Tester in Glarus (bis 22 Minuten), in Bern (bis 20 Minuten) und in Zürich (bis 17 Minuten). Diese Wartezeiten wurden am frühen Abend zwischen 16.30 Uhr und 18 Uhr gemessen. Kürzer musste saldo am Morgen zwischen 6.30 Uhr und 8 Uhr sowie am Nachmittag zwischen 14 und 16 Uhr anstehen: Die Wartezeiten in Zürich betrugen dann bis 10 Minuten. Am Samstag zwischen 9 und 12 Uhr wartete saldo in Zürich an der Sihlpost bis 5 Minuten, in Freiburg bis 10 Minuten. Die Post behauptet, sie bediene zurzeit knapp 97 Prozent der Kunden innert 10 Minuten. Damit sei man zufrieden.
Neu werben Krankenkassen in den Poststellen Kunden an
Im Vergleich zur Post mussten Kunden an den Bahnhofsschaltern der SBB deutlich länger warten. Dort betrugen die Wartezeiten in einer Stichprobe des «K-Tipp» bis 71 Minuten («K-Tipp» 16/2022). So lange mussten die Testpersonen am Hauptbahnhof Zürich anstehen. Möglicher Grund: Bei den SBB gibt es nur noch 142 bediente Bahnhöfe. Die Post schloss zwar ebenfalls viele Filialen, verfügt aber landesweit noch über 783 eigene Poststellen, Agenturen nicht mitgezählt. Das bedeutet: Bei der Post können Kunden leichter auf Filialen mit weniger Andrang ausweichen als bei den SBB.
Was in den Poststellen auffällt: In vielen Schalterräumen stehen seit September Würfel aus Glas. Dort führen Vertreter der Krankenkassen Sympany und Assura Verkaufsgespräche. Die Postschalter-Mitarbeiter vermitteln den Kunden Beratungstermine bei diesen Krankenkassenvertretern. Die Assura schneidet in den Umfragen des «K-Tipp» zur Zufriedenheit von Krankenkassenkunden regelmässig am schlechtesten ab («K-Tipp» 15/2022). saldo sprach die Post-Mitarbeiter in den Filialen auf die Krankenkassenvertreter an und erhielt Termine. Dabei stellten die Testpersonen fest: Die Post-Mitarbeiter drängten den Kunden die Gespräche nicht auf. Assura und Sympany dagegen zeigten sich forscher. Sie wollten Grund- und Zusatzversicherungen verkaufen und legten nach einer halben Stunde Verträge dafür vor.
Post-Mitarbeiter seit Oktober auch für die Migros-Bank tätig
Die Post-Mitarbeiter sollen nicht nur für Versicherungstermine werben: Seit Oktober müssen die Angestellten in 26 Filialen auch Beratungen mit der Migros-Bank vermitteln, wie die Post in einer Medienmitteilung schreibt. Damit konkurrenziert das Unternehmen seine eigene Bank Postfinance. In sieben weiteren Filialen, darunter in Thun, Meilen und Landquart, bekommt die Migros-Bank Boxen, in denen Bankangestellte Finanzberatungen anbieten.
Die Post kassiert für die Vermittlung an Versicherungen und an die Migros-Bank Provisionen, wie eine Sprecherin bestätigt. Zudem berechnet die Post Flächenmieten für die Beratungsboxen. Wie viel Geld sie von Assura, Sympany und Migros-Bank erhält, sagt die Post nicht. saldo weiss: Mit Sympany schloss die Post einen Vertrag über sechs Jahre ab.
Die Post sucht weitere Firmen, die sich in den Filialen einmieten, zum Beispiel mit Verkaufsständen. Das geht auch monats-, wochen- oder tageweise. Eine Fläche von vier Quadratmetern kostet laut Postwerbung in gut besuchten Filialen 4000 Franken Monatsmiete.