Bisher konnten sich Kunden auf dem Internetportal der Post ganz einfach mit ihrer E-Mail-Adresse und einem Passwort einloggen. Ab dem nächsten Jahr ist das nicht mehr möglich. Dann benötigen die Kunden dafür eine Swiss-ID. Das ist ein digitaler Identitätsausweis, der von einer Tochtergesellschaft der Post herausgegeben wird.
Michael Wolschütz aus Riehen BS ist wenig begeistert darüber, dass er sich bei verschiedenen Diensten mit dem gleichen Passwort anmelden soll. Deshalb verzichtete er auf die Erstellung einer Swiss-ID. Doch er hatte nicht damit gerechnet, dass die Post ihm deshalb alltägliche Geschäfte massiv erschweren würde.
Ein Beispiel: Wolschütz erhält gelegentlich Pakete aus dem Ausland, für die Zollkosten anfallen. Seit neustem klebt auf diesen Paketen der Hinweis, man könne dank der Sendungsnummer und einem Zugangscode im Internet die Rechnung abrufen.
Das Problem: Dort findet sich zwar eine Rechnung, aber ohne QR-Einzahlungsschein oder sonstige Zahlungsanweisungen. Es heisst lediglich, die Rechnung müsse unter «Meine Sendungen» im Kundenbereich auf der Website der Post beglichen werden. Doch der Kundenbereich ist seit diesem Herbst ohne Swiss-ID nicht mehr zugänglich.
Wolschütz versuchte, die Zollkosten am Schalter zu bezahlen. Doch dort hiess es, das sei nicht möglich. «Mir blieb nichts anderes übrig, als eine Swiss-ID anzulegen, um die Rechnung zu zahlen», ärgert sich der Postkunde. Genau das will Monika Mettler (Name geändert) aus Bülach ZH auf keinen Fall: «Es muss für Kunden eines Staatsbetriebs doch möglich sein, auf eine Swiss-ID zu verzichten», sagt sie. Sie kann die Zollkosten wegen der fehlenden Swiss-ID ebenfalls nicht mehr bezahlen. Dafür erhält sie nun im Wochentakt Zahlungserinnerungen per E-Mail – ohne eine Möglichkeit, die Rechnung auf regulärem Weg zu begleichen.
Ohne Swiss-ID werden Dienstleistungen teurer
Post-Sprecherin Léa Wertheimer sagt, die Kunden könnten Zollrechnungen für zukünftige Sendungen auch anders bezahlen: Sie müssten sich einfach am Schalter oder beim Kundendienst melden und verlangen, dass sie die Sendungen dem Pöstler bar an der Haustür bezahlen können. saldo wollte wissen, ob das funktioniert. Doch eine Angestellte des Kundendiensts teilte mit, es sei nicht möglich, dies so festzulegen.
Post-Sprecherin Wertheimer rät, einfach abzuwarten. Wer die Rechnungen nicht via Internet bezahle, erhalte nach Ablauf der Zahlungsfrist eine Rechnung per Briefpost, auf welcher die Zahlungsangaben ersichtlich seien. Darauf wartet saldo-Leserin Mettler jedoch seit Wochen vergeblich.
Die Post verwehrt den Kunden viele weitere Dienstleistungen, wenn sie künftig keine Swiss-ID verwenden wollen:
- Nachsendungen: Möchte der Kunde nach einem Umzug eine Adressänderung melden, ohne sich die Post nachsenden zu lassen, ist das im Internet nur noch mit der Swiss-ID kostenlos möglich. Am Schalter lässt sich lediglich eine kostenpflichtige Adressänderung mit Nachsendung veranlassen. Kostenpunkt: 35 Franken.
- Zweitzustellung: Ohne Swiss-ID haben Kunden keinen Zugriff auf den Bereich «Meine Sendungen» auf dem Postportal. Entsprechend können sie das Empfangen von Paketen oder eingeschriebenen Briefen nicht steuern. Kann die Post beispielsweise ein Paket nicht zustellen, kann der Kunde keine Zweitzustellung an einem anderen Tag oder an eine andere Adresse verlangen.
- Pakete: In Paketautomaten der neusten Generation können Kunden ohne Swiss-ID keine Pakete mehr deponieren lassen. Denn die Automaten identifizieren die Kunden mittels Swiss-ID auf dem Smartphone.
- Briefmarken und Postkarten: Die Internetdienste Webstamp und Postcard-Creator, über die Kunden Briefmarken oder Postkarten erstellen können, funktionieren nicht ohne Swiss-ID.
Postgeschäfte im Internet nur noch mit Swiss-ID möglich
Léa Wertheimer sagt, die Eröffnung eines Swiss-ID-Kontos sei künftig für alle Internetdienstleistungen Voraussetzung. Wer die Swiss-ID nicht wolle, müsse darauf verzichten. Postgeschäfte, die in der Grundversorgung verankert sind, könnten aber weiterhin in den Postfilialen oder via Pöstler erledigt werden. Das ist allerdings deutlich teurer als die Abwicklung via Internet. Die Post-Sprecherin hat eine einfache Erklärung für die kundenunfreundliche Massnahme: «Wenn ein Kunde seine Aufträge am Postschalter erteilt, erledigen die Angestellten der Post die Arbeit für ihn. Das ist teurer.»