Pool-PCR-Tests: Zu wenig lukrativ
Seit Ende Dezember sind Pool-PCR-Tests für jedermann kostenlos. Doch Apotheken und Spitäler bieten diese Coronatests kaum an.
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saldo 01/2022
18.01.2022
Markus Fehlmann
Gratis und ohne unangenehmen Nasen-Rachen-Abstrich: Seit 20. Dezember übernimmt der Bund die Kosten für Pool-PCR-Tests. Bei diesen Tests werden die Speichelproben von mehreren Personen vermischt und untersucht. Bei einem negativen Resultat gibts das Covid- Zertifikat. Einen negativen PCR-Test braucht man für gewisse Reisen ins Ausland, etwa nach Österreich. Laut dem Bundesamt für Gesundheit sind «gepoolte PCR-Speichel-Tests die empfohlene Testart für Covid-...
Gratis und ohne unangenehmen Nasen-Rachen-Abstrich: Seit 20. Dezember übernimmt der Bund die Kosten für Pool-PCR-Tests. Bei diesen Tests werden die Speichelproben von mehreren Personen vermischt und untersucht. Bei einem negativen Resultat gibts das Covid- Zertifikat. Einen negativen PCR-Test braucht man für gewisse Reisen ins Ausland, etwa nach Österreich. Laut dem Bundesamt für Gesundheit sind «gepoolte PCR-Speichel-Tests die empfohlene Testart für Covid-Zertifikate».
Doch Mitte Januar bot kein einziges Spital solche Tests an. Nur in sieben Apotheken in der ganzen Deutschschweiz kann man sich für einen Pool-PCR-Test anmelden, wie saldo- Recherchen zeigen. Der Grund: Die Durchführung von Einzel-PCR-Tests ist lukrativer. Apotheken, Spitäler und Testcenter können den Preis dafür selbst bestimmen – und kassieren: Mitte Januar verlangten sie für einen Test zwischen 130 und 186 Franken. Im Testcenter am Flughafen Zürich kosteten PCR-Tests sogar bis zu 380 Franken. In diesen Preisen enthalten sind die externen Laborkosten. Sie betragen rund 90 Franken. Im Gegensatz dazu sind Pool-Tests weniger einträglich: Der Bund vergütet Apotheken, Spitälern und Testzentren pro getestete Person maximal 36 Franken.
Der Apothekerverband Pharmasuisse schreibt, Pool-Tests seien komplizierter und mit mehr Aufwand verbunden als Einzel-PCR-Tests: «Bei einem positiven Pool-Ergebnis muss sich jede einzelne Person ein zweites Mal testen lassen.» Das muss aber nicht sein, wie das Beispiel des Testcenters Medica Care zeigt. Es führt als einziges Center kostenlose Pool-PCR-Tests in Bern, Biel, St. Gallen und Thun durch. Fällt eine Pool-Probe positiv aus, werden zusätzliche Tests an den vorhandenen Proben durchgeführt. Kunden müssen also nicht noch einmal ins Testcenter kommen.
Das Kantonsspital Baselland bietet gemäss eigenen Angaben zwar Pool-PCR-Tests an – aber nur für Angestellte. Hirslanden schreibt, Pool-Tests seien aus «Infrastrukturgründen» nicht möglich: Für das Mischen der Proben sei ein abgetrennter Raum mit Lüftung nötig – solche Räume könnten an den Teststellen nicht eingerichtet werden. Die Kantonsspitäler Aarau und Winterthur sowie die Solothurner Spitäler konzentrieren sich nach eigenen Angaben aufs Testen von Personen mit Krankheitszeichen.
Das Bundesamt für Gesundheit sagt, bei den Pool-PCR-Tests stehe man in der Ausbauphase. Die Umsetzung sei Sache der Testzentren und Kantone. Dort hapert es allerdings. So verweist etwa der Kanton Zürich auf die «sehr knappen Ressourcen»: Aus diesem Grund könne man das Testangebot momentan nicht erweitern.
PCR-Tests sind in der Schweiz viel teurer
Im Ausland sind PCR-Tests viel günstiger als in der Schweiz. In Frankreich zahlt man rund 45 Franken, in Italien zwischen 57 und 105, in Süddeutschland zwischen 83 und 105 Franken. Das österreichische Bundesland Vorarlberg gibt kostenlose Speichel- Selbsttests ab. Die Test-Kits können in Apotheken und Supermärkten abgeholt und dort fürs Labor wieder abgegeben werden.