Fake News» beschäftigen die Medien. Gemeint sind Lügen, die von Behörden oder Unternehmen in der Absicht verbreitet werden, dass die Medien sie als Wahrheiten publizieren. Fallen Zeitungen oder Onlineportale auf Fake News herein, ist die Empörung gross.
Eine andere journalistische Unart ist die zunehmende Vermischung von Public Relations und redaktionellen Inhalten.
Ein Beispiel: Im «Tages-Anzeiger» vom 4. April 2017 schreibt Andreas Faust (ein Journalist? ein PR-Berater? ein Angestellter von Porsche?) über den neuen Porsche 911 GTS. Er findet ihn toll, einfach toll: «Man verwächst mit dem Auto, man spürt, wie sich die Pirellis in den schleifpapiernen Asphalt krallen, fühlt jedes Grad Lenkeinschlag.»
Die Begeisterung erstaunt nicht: Porsche hat den Artikel zumindest indirekt bezahlt. Die Leidtragenden sind die Leser. Statt ihnen eine fundierte, ernsthafte und vielleicht sogar gut geschriebene Beurteilung des neuen Autos (Preis: ab 151 900 Franken, also unerschwinglich für die meisten Leser des «Tages-Anzeigers») zu bieten, wird ihnen eine Lobeshymne zugemutet. Die Zeitung zeigt damit, wie egal ihr die Leser sind. Sie nimmt sie nicht ernst. Hauptsache, die Geschäftsbeziehung blüht: Auf den Jubelartikel werden Inserate von Porsche folgen.
Einladungen und Gefälligkeitsarbeiten
Derlei Praktiken pflegt nicht nur der «Tages-Anzeiger». Sie sind bei den meisten Zeitungen gang und gäbe. Auch Journalisten der «Neuen Zürcher Zeitung», die sich für einen Hort medialer Seriosität hält, lassen sich von Autofirmen und Tourismusbüros hofieren und auf schöne Reisen einladen – und bedanken sich dafür mit Gefälligkeitsartikeln.
Empörend ist nicht nur, dass selbst sogenannte seriöse Zeitungen die journalistischen Sitten verludern lassen, sondern auch, dass sie unverhohlen dazu stehen. Am Schluss des Tagi-Artikels steht: «Andreas Faust fuhr den neuen Porsche 911 GTS am 18. Januar auf Einladung von Porsche Schweiz in Südafrika.» Der «Tages-Anzeiger» hält das wohl für Transparenz.