Pilotenausbildung: Steuermillionen für die Swiss
Der Bund plant, die Pilotenausbildung mit 12 Millionen Franken pro Jahr zu subventionieren. Das Geld kommt aber nicht primär den künftigen Piloten zugute, sondern der hochprofitablen Swiss.
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saldo 15/2013
25.09.2013
Thomas Lattmann
Die Swiss flog letztes Jahr einen Gewinn von 212 Millionen Franken ein. Auch in den Vorjahren erzielte sie regelmässig Überschüsse im dreistelligen Millionenbereich. Trotz der hohen Profite bittet die Lufthansa-Tochter ihre künftigen Piloten für die Ausbildung zur Kasse.
Die Ausbildung zum Piloten der Airbus-Flotte kostet 130 000 Franken. Jeder Flugschüler muss 85 000 Franken selber zahlen. Die Swiss übernimmt nur 45 000 Franken.&n...
Die Swiss flog letztes Jahr einen Gewinn von 212 Millionen Franken ein. Auch in den Vorjahren erzielte sie regelmässig Überschüsse im dreistelligen Millionenbereich. Trotz der hohen Profite bittet die Lufthansa-Tochter ihre künftigen Piloten für die Ausbildung zur Kasse.
Die Ausbildung zum Piloten der Airbus-Flotte kostet 130 000 Franken. Jeder Flugschüler muss 85 000 Franken selber zahlen. Die Swiss übernimmt nur 45 000 Franken.
30 Millionen Franken sollen insgesamt an die Luftfahrtbranche fliessen
Doch selbst dieser Betrag ist der Swiss zu gross. Gemeinsam mit Aerosuisse, dem Verband der Schweizer Luftfahrtindustrie, bettelte sie beim Bund um finanzielle Zuschüsse für die Pilotenausbildung. Grundlage bildet das revidierte Luftfahrtgesetz. Es sieht vor, dass sich der Staat an der Förderung der Aus- und Weiterbildung in der Luftfahrt beteiligt. Sprich: Die Pilotenausbildung der hochprofitablen Swiss mitfinanziert.
Das Lobbying scheint Früchte zu tragen. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) will die Luftfahrtbranche mit jährlich 30 Millionen Franken unterstützen. Das geht aus dem Entwurf für eine Verordnung hervor. Davon sollen für die Pilotenausbildung 12 Millionen Franken an die Swiss inklusive der Tochtergesellschaft Edelweiss, aber auch an die Air-Berlin-Tochter Belair und andere Airlines gehen.
Für die Ausbildung von Flugverkehrsleitern sind 6 Millionen Franken geplant. Dieses Geld erhält die Flugsicherungsgesellschaft Skyguide – zusätzlich zu den hohen Subventionen, die bereits jetzt fliessen. Grund: Die Einnahmen aus den Airline-Gebühren für Überflüge, Starts und Landungen decken die Kosten von Skyguide nicht (saldo 5/13). Die restlichen rund 12 Millionen Franken verteilen sich auf weitere Ausbildungen in der Luftfahrtbranche sowie auf Forschung und Entwicklung. Details gibt das Bundesamt nicht bekannt.
Urs Holderegger, Sprecher des BAZL, rechtfertigt die vorgesehenen Ausbildungsbeiträge damit, dass Bund und Kantone diverse Ausbildungen unterstützen, zum Beispiel an Hochschulen und Fachhochschulen. Im Vergleich zum Ausland würden Ausbildungen im Bereich der Luftfahrt in der Schweiz kaum gefördert.
Swiss: Bevorzugte Behandlung auch in anderen Bereichen
Die Swiss doppelt nach: «Wir wollen keine Subventionen, aber eine Beseitigung des Wettbewerbsnachteils gegenüber anderen Staaten und Berufsgruppen.» Der Blick nach Deutschland zeigt aber: Die Lufthansa erhält keine staatlichen Gelder für die Pilotenausbildung.
Die Schweizer Zivilluftfahrt profitiert bereits heute von massiver Unterstützung durch die Steuerzahler. So ist sie von der Mineralölsteuer befreit (saldo 5/13). Sie trägt aber wenig zum Steuerertrag bei. Nun sollen Steuerzahler auch noch für einen Grossteil der Ausbildungen aufkommen.
Ausbildung: In 18 Monaten zum Piloten
Wer bei der Swiss Pilot der Airbus-Flotte werden will, muss zwischen 20 und 33 Jahre alt, Schweizer oder EU/Efta-Bürger sein sowie über einen Matur- oder Berufsmaturitätsabschluss verfügen. Für die Ausbildung zum Kurzstreckenpiloten auf dem Avro RJ-100 genügen ein Sekundar-A- und ein Lehrabschluss.
Die Ausbildung dauert 18 Monate. Sie wird von Swiss Aviation Training, einer 100-prozentigen Swiss-Tochter, durchgeführt. Pro Jahr sind es 80 bis 100 Flugschüler – etwa die Hälfte davon Schweizer. Der Anfangslohn eines Airbus-Piloten der Swiss liegt bei 79 000 Franken. Nach 28 Dienstjahren kommt ein Swiss-Flugkapitän auf den Maximallohn von rund 200 000 Franken jährlich.