Vierzig Prozent der Bevölkerung leiden laut Bundesamt für Statistik an Rückenschmerzen. Viele greifen zu Schmerzmitteln wie Voltaren oder Ibuprofen. Ärzte und Pharmakologen aus Australien weisen im Fachmagazin «Annals of the Rheumatic Diseases» darauf hin, dass die Einnahme dieser Medikamente den meisten auf Dauer keine Linderung verschafft.
Die Mediziner werteten 35 Studien mit über 6000 Teilnehmern aus, die vor allem Medikamente aus der Gruppe der nicht-steroidalen Entzündungshemmer im Durchschnitt sieben Tage lang einnahmen. Sie fanden heraus, dass Schmerzmittel wie Voltaren, Ibuprofen, Aspirin und Novalgin die Beschwerden von nur einem von sechs Patienten lindern. Bei den meisten Patienten beeinflussen die Mittel den Verlauf und die Intensität der Schmerzen nicht besser als Scheinmedikamente. Schmerzexperte Marcus Schiltenwolf von der Universität Heidelberg sagt, die Tablette helfe nur kurzfristig. Der Körper gewöhne sich schnell an die Mittel und die Wirkung flaue ab.
Magen, Leber und Nieren in Mitleidenschaft gezogen
Entzündungshemmer führen oft zu erheblichen Nebenwirkungen. Laut der Auswertung hatten Patienten, die die Mittel einnahmen, zweieinhalb Mal häufiger Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu Blutungen als solche mit Scheinmedikamenten. Auch Leber- und Nierenschäden träten auf.
Ibuprofen und Co. sind auch sonst nicht harmlos: Dänische Forscher warnen im Fachmagazin «European Heart Journal», dass die Einnahme des Voltaren-Wirkstoffs Diclofenac das Risiko für einen Herzstillstand im Vergleich zu anderen Schmerzmitteln um 50 Prozent erhöht. Bei Ibuprofen lag das Risiko 31 Prozent höher.
Die australischen Forscher fanden vor zwei Jahren zudem heraus, dass Paracetamol und ähnliche Mittel bei Rückenschmerzen wenig wirken, aber die Leber beeinträchtigen können.
Voltaren- und Ibuprofen-Hersteller Novartis sagt, die australische Studie erlaube keine Aussagen zum Langzeiteffekt. Voltaren führe zu einer «deutlichen Besserung der Beschwerden», müsse aber unter ärztlicher Beobachtung eingesetzt werden. Ibuprofen sei von den Behörden bei rheumatischen Krankheiten zugelassen. Sanofi verweist auf eine Studie, wonach Novalgin das Wohlbefinden erhöhe und nur wenige Nebenwirkungen verursache.
Etzel Gysling, Arzt in Wil SG und Herausgeber des Fachmagazins «Pharma-Kritik», überraschen die Studienergebnisse nicht. Er fordert, «Nebenwirkungen von Schmerzmitteln mehr Aufmerksamkeit zu schenken». Der Erfolg nicht-medikamentöser Massnahmen wie Rückenübungen oder Walking sei «gut nachgewiesen».
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