Pflanzliche Lebensmittel wie Spinat, Haferflocken und Hülsenfrüchte standen lange im Verdacht, schmerzhafte Gichtanfälle in den Gelenken auszulösen. Der Grund: Sie enthalten relativ viele Purine, die im Körper in Harnsäure umgewandelt werden.
Doch der Verdacht ist unbegründet, sagt Andreas Krebs, Gichtexperte an der Rheumaklinik des Unispitals Zürich: «Ein Verzicht auf pflanzliche Nahrungsmittel, die relativ viel Purin enthalten, ist wenig wirksam.» Dadurch liesse sich die Harnsäure im Blut nur wenig senken. Das hätten diverse Studien gezeigt. Für ihn ist mittlerweile klar: Nüsse, Hülsenfrüchte, Spinat, Pilze, Haferflocken oder Kohl sind nicht nur unproblematisch, sondern auch ausgezeichnete Quellen für Eiweisse, Faserstoffe, Vitamine und Mineralien. Krebs: «Eine Ernährung mit einem hohen Anteil pflanzlicher Eiweisse vermindert das Gichtrisiko.»
Zu diesem Schluss kam vor etwa zehn Jahren auch der Rheumaforscher Hyon Choi von der University of British Columbia in Vancouver (Kanada).
Milchprodukte unterstützen die Niere
Der Zürcher Hausarzt Thomas Walser rät zu mehr Milchprodukten. Milch, Buttermilch oder Joghurt enthalten keine Purine, Käse wie Camembert oder Parmesan nur wenige. Zusätzlich unterstützen sie die Niere, dass sie Harnsäure besser ausscheiden kann.
Wichtig ist, dass Leute mit Gicht viel trinken – mindestens zwei Liter, verteilt über den Tag. Das unterstützt die Niere beim Ausschwemmen der Harnsäure. Auch regelmässiger Kaffeekonsum senkt laut Walser den Harnsäurewert und damit die Wahrscheinlichkeit, einen Gichtanfall zu erleiden. Der vermutliche Grund: Einige Inhaltsstoffe des Kaffees sind dem chemischen Wirkstoff Allopurinol ähnlich, den Ärzte Gichtpatienten oft verschreiben.
Kritisch bleiben Meeresfrüchte und Fleischprodukte, das bestätigen beide Fachleute. Sie enthalten am meisten Purine (siehe Tabelle). Experten empfehlen bei erhöhten Harnsäurewerten, nicht mehr als etwa 150 bis 200 Milligramm Purine pro Tag zu sich zu nehmen. 100 Gramm Rindsleber enthalten über 231 Milligramm, die gleiche Menge Miesmuscheln gegen 123 Milligramm. Beides sollte höchstens einmal in der Woche auf dem Speiseplan stehen. Rindsleber und Miesmuscheln enthalten zudem viele ungesättigte Fette, die verhindern, dass die Niere genügend Harnsäure ausscheiden kann. Dasselbe gilt für Innereien und Würste.
Bier erhöht das Gichtrisiko markant
Auch Alkohol kann die Harnsäure im Körper erhöhen. Er hemmt zudem den Abbau der Harnsäure in der Niere. Krebs: «Es ist belegt, dass Bier von allen alkoholischen Getränken den Harnsäurewert und das Gichtrisiko am stärksten erhöht.» Spirituosen schneiden nur unwesentlich besser ab. Nichts einzuwenden haben Fachleute gegen moderaten Weingenuss, auch das bestätigen Studien. Für Männer sind bis zwei Gläser pro Tag unproblematisch, für Frauen ein Glas.
Schlecht sind Softdrinks, Limonaden, gesüsste Säfte und zu viele Fruchtsäfte. Sie enthalten Fruchtzucker. Auch der Haushaltszucker besteht zur Hälfte aus Fruchtzucker. Dieser ist ein Risikofaktor, denn bei seinem Abbau entsteht Harnsäure. Hyon Choi konnte 2011 zeigen, dass bereits zwei Gläser täglich reichen, um die Gichtattacken zu verdoppeln. Er untersuchte die Daten von 79 000 Frauen.
Merkblatt: Rezepte bei Gicht. Zum Herunterladen unter www.saldo.ch oder zu bestellen bei saldo, «Gicht-Rezepte», Postfach, 8024 Zürich