Die zweite Säule funktioniert grundsätzlich wie ein Sparbüchlein: Jeder Angestellte zahlt jeden Monat einen Teil seines Lohns in seine Pensionskasse ein. Das angesparte Geld kann er sich dann bei der Pensionierung als monatliche Rente oder als Kapital auszahlen lassen.
Die Pensionskassen müssen das angesparte Altersguthaben laut Gesetz verzinsen. Über die Höhe dieses Zinssatzes wird Jahr für Jahr heftig gestritten. Die Versicherten sind an einer möglichst hohen Verzinsung interessiert. Die Pensionskassen hingegen wollen hohe Reserven aufbauen, über die sie frei verfügen können.
Der Bundesrat setzt jeden Herbst den Zinssatz fest, zu dem die Pensionskassen das Altersguthaben der Versicherten im nächsten Jahr mindestens verzinsen müssen. Die Eidgenössische Kommission für die berufliche Vorsorge macht der Landesregierung jeweils einen Vorschlag. In diesem Gremium sind Pensionskassen und Versicherungen weit besser vertreten als die Angestellten. Aktuell empfiehlt die Kommission, den Mindestzinssatz für 2020 bei 1 Prozent zu belassen.
Das ist im Vergleich zu den Erträgen der Pensionskassen auf den einbezahlten Spargeldern wenig. Den Versicherten wurde in den letzten zehn Jahren mehr als die Hälfte des Kapitalertrags ihres Altersguthabens vorenthalten.
Eine Zusammenstellung von saldo zeigt: Pro Jahr lag die jährliche Rendite seit 2009 bei durchschnittlich 4,72 Prozent – die durchschnittliche Verzinsung aber nur bei 2,16 Prozent (siehe Tabelle im PDF). Das war nicht viel über dem vom Bundesrat vorgegebenen durchschnittlichen Mindestzinssatz von 1,52 Prozent.
Auch in Tiefzinsperioden gute Renditen möglich
Diese auf den ersten Blick mickrigen Prozentsätze machen in konkreten Zahlen riesige Summen aus: Aktuell beträgt das angesparte Alterskapital von Erwerbstätigen und Rentnern bei den Pensionskassen rund 800 Milliarden Franken. 1 oder 2 Prozent mehr Zins schenken stark ein: 1 Prozent mehr Zins entspricht 8 Milliarden, 2 Prozent 16 Milliarden Franken.
Die Pensionskassen fordern einen tiefen Zinssatz, um sich gegen allfällig schlechte Börsenjahre zu wappnen. Doch der Vergleich seit 2009 zeigt: Trotz einer Börsenbaisse 2011 (mit einer Minusrendite von 0,34 Prozent) und einem Taucher 2018 (minus 2,81 Prozent) erwirtschafteten die Pensionskassen im Durchschnitt Jahr für Jahr fast 5 Prozent. Das Minus des vergangenen Jahres wurde in den ersten neun Monaten dieses Jahres mit einer Rendite von 8,85 Prozent viel mehr als wettgemacht.
Die hohen Renditen der vergangenen Monate und Jahre zeigen zudem, dass auch in Tiefzinsperioden auf Vermögen gute Renditen erwirtschaftet werden können.