Panda zu verkaufen
Der WWF verkauft sein Logo an Unternehmen. Diese müssen versprechen, umweltschonend zu wirtschaften. Eine seriöse Kontrolle findet nicht statt.
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saldo 02/2014
05.02.2014
Eric Breitinger
Der WWF Schweiz unterhält aktuell mit 28 Unternehmen «Umweltpartnerschaften»: Diese zahlen der Umweltorganisation einen bestimmten Betrag pro Jahr und versprechen, ihren Verbrauch an natürlichen Ressourcen zu senken. Im Gegenzug dürfen sie mit dem Panda-Logo werben.
2012 zahlten die Unternehmen dem WWF für solche Verträge laut Geschäftsbericht 4,8 Millionen Franken – 10 Prozent der Gesamteinnahmen. Die Partner profitierten daf&uu...
Der WWF Schweiz unterhält aktuell mit 28 Unternehmen «Umweltpartnerschaften»: Diese zahlen der Umweltorganisation einen bestimmten Betrag pro Jahr und versprechen, ihren Verbrauch an natürlichen Ressourcen zu senken. Im Gegenzug dürfen sie mit dem Panda-Logo werben.
2012 zahlten die Unternehmen dem WWF für solche Verträge laut Geschäftsbericht 4,8 Millionen Franken – 10 Prozent der Gesamteinnahmen. Die Partner profitierten dafür «vom Fachwissen des WWF» und der «Popularität» des Panda-Logos, schreibt der WWF. Laut WWF-Website überwiesen Coop, Migros und Zürcher Kantonalbank vorletztes Jahr je über 500 000 Franken, Post, Swisscom und Bosch Schweiz je über 100 000 Franken.
Zielvorgaben für die Partner sind nicht klar
Der WWF sagt, dass diesen «Umweltpartnerschaften» keine finanziellen Motive zugrunde liegen. Ziel sei es, die Unternehmen zu mehr Einsatz für die Natur zu bewegen. So hätten die Partner von 2005 bis 2012 ihre CO₂-Emissionen um 21 Prozent gesenkt. Der Haken: Nachprüfen lässt sich das nicht. Auf die Werbung mit dem Panda ist kein Verlass.
- Unklare Ziele: Bei elf WWF-Vertragspartnern sind auf der Homepage des WWF keine konkreten Jahresziele ersichtlich. Die Krankenkasse Sympany in Basel und der deutsche Verlag Pro Futura etwa haben sich zur Einhaltung ökologischer «Mindestanforderungen» verpflichtet. Worin diese bestehen, steht nirgends. Mit der Metallbearbeitungsfirma Brüco in Rümlang ZH hat der WWF «keine Ziele» festgelegt, bei der Zürcher Kantonalbank und Ikea Schweiz würden diese überarbeitet. Beim Kantinenbetreiber SV oder der Swisscom finden sich keine Prozentangaben zu aktuellen Jahreszielen. Die Metallbaufirma Ernst Schweizer in Hedingen ZH will laut WWF-Website ihre Energieeffizienz verbessern. Der WWF nennt keine Zahlen zu Ist-Zustand und Zielvorgabe.
- Fehlende Erfolgskontrolle: Bei 17 Partnern bleibt unklar, ob sie die vereinbarten Ziele im letzten Jahr erreicht haben. Bei Migros, Swisscom und Post nennt der WWF zwar Resultate, die ursprünglichen Jahresziele sind jedoch nicht bekannt. Unter dem Strich informiert der WWF nur über acht Partnerschaften vollständig. Das heisst über konkrete Veränderungen und darüber, was die Firmen 2012 erreicht haben. Darunter sind der Feinkosthändler Bianchi in Zufikon AG, der Fleischkonzern Ospelt in Bendern (FL) oder der Fischgrosshändler Marinex in Walchwil ZG.
- Folgenloses Scheitern: Fünf von acht Firmen verfehlten demnach 2012 ihr Ziel. So verkaufte die Zürcher Fischhandelsfirma Gourmetro Fairfood AG beim Wildfang nur 33 Prozent MSC-Fisch – 56 Prozent waren das Ziel. Der WWF weist in der aktuellen Leistungsbilanz nicht auf den Misserfolg hin. Laut dem WWF-Verantwortlichen Michael Arnold sehen die Verträge ohnehin keine Sanktionen vor. «Wir arbeiten nur mit Firmen, die wirklich besser werden wollen, und müssen deshalb nicht gleich mit Strafen drohen.»
Der WWF behauptet auf der Homepage zwar, «stetig» die Einhaltung der Zielvereinbarungen zu überwachen. Auf Nachfrage räumt Arnold aber ein, man würde lediglich einmal im Jahr die von den Partnern gemeldeten Zahlen kontrollieren. Der WWF beschränkt sich also auf Papierkontrollen, statt in Stichproben vor Ort oder in externe Prüfungen zu investieren.
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