Paketautomaten statt Menschen
Die Post will, dass Kunden Päckli selber aufgeben. Beim Schalterpersonal spart sie viel Geld und investiert dafür in Paketautomaten.
Inhalt
- Tabelle Schalterangestellte
saldo 17/2019
22.10.2019
Christian Gurtner
Näher an der Kundschaft: Das verspricht die Post mit ihren «Filialen der Zukunft». Ende März eröffnete sie in Reinach BL die erste davon. Seither hat die Post gut 60 Poststellen umgerüstet, Ende 2022 sollen es 300 sein.
Ein Augenschein in umgebauten Poststellen zeigt: Die «Filialen der Zukunft» sind vor allem ein Sparprojekt. Kleinere Fläche, kürzere Öffnungszeiten, weniger Schalter. Dafür begrüsst eine Holzt...
Näher an der Kundschaft: Das verspricht die Post mit ihren «Filialen der Zukunft». Ende März eröffnete sie in Reinach BL die erste davon. Seither hat die Post gut 60 Poststellen umgerüstet, Ende 2022 sollen es 300 sein.
Ein Augenschein in umgebauten Poststellen zeigt: Die «Filialen der Zukunft» sind vor allem ein Sparprojekt. Kleinere Fläche, kürzere Öffnungszeiten, weniger Schalter. Dafür begrüsst eine Holztheke mit der Aufschrift «Grüezi» die Kunden. Es gibt eine Kinderecke und einen Paketautomaten. Dort können die Kunden ihre Pakete selber aufgeben.
In der wieder eröffneten Filiale Oberstrass in Zürich etwa strich die Post einen von vier Schaltern. Auch die Filiale Länggasse in Bern hat nur noch drei statt vier. Zugleich verschob die Post die Filiale in die alte Postfachanlage, um Platz für einen Coop-Laden zu schaffen. Die «Poststelle der Zukunft» öffnet morgens eine halbe Stunde und nachmittags eine Viertelstunde später, samstags schliesst sie eine Stunde früher.
160 Millionen Franken pro Jahr beim Personal einsparen
Das hat Folgen für das Schalterpersonal. Von Ende 2016 bis heute baute die Post die Zahl der Vollzeitstellen von 6006 auf unter 4400 ab – ein Minus von 1600. Laut Gewerkschaft Syndicom verdienen Schalterangestellte zwischen 56 000 und 79 000 Franken pro Jahr. Die Gesamtkosten für den Arbeitgeber pro Stelle schlagen laut Branchenkennern mit mindestens 1,5 Bruttolöhnen zu Buch. Das heisst: Die Post spart beim Schalterpersonal pro Jahr etwa 160 Millionen Franken ein. Der Abbau geht zum Teil auf die Schliessung von Poststellen zurück, zu einem anderen Teil auf die Verkleinerung von Filialen.
Post-Sprecherin Jacqueline Bühlmann sagt, der Stellenabbau habe damit zu tun, dass am Schalter immer weniger Geschäfte getätigt würden. Deshalb brauche es weniger Personal. Allerdings baue die Post in den Filialen nicht 1600, sondern nur 1200 Stellen ab. Die restlichen 400 Stellen beträfen andere Bereiche, etwa Projektleitung oder Backoffice.
Klar ist: Die Post setzt darauf, dass die Kunden ihre Päckli selber aufgeben. An «My Post 24»-Automaten neben Postfilialen, in Bahnhöfen und anderswo ist das seit vier Jahren möglich. Neu geht das auch in den «Filialen der Zukunft». Die Kunden sollen zum Beispiel Retouren für den Internethändler Zalando selbst unter den Scanner halten. In umgebauten Poststellen fangen Angestellte Kunden mit Paketen am «Grüezi-Schalter» ab und führen sie zum Automaten. Ende 2019 sollen in Poststellen 60 Paketautomaten installiert sein. Mit den «My Post 24» Automaten sind es über 200.