Bei einer Routinekontrolle stellte der Hausarzt bei Dorothea Bühler aus Belp BE (Name geändert) Osteoporose fest. Diese Krankheit macht die Knochen schleichend brüchig. Betroffen sind vor allem Frauen. Der Hausarzt verschrieb der 71-Jährigen Prolia. Es muss zweimal im Jahr gespritzt werden.
Bühler bekam nach der dritten Spritze plötzlich ein «ungutes Gefühl». Sie wollte mit der Behandlung aufhören. Dann der Schock: «Die Ärzte warnten mich, dass es beim Ausstieg Probleme geben könnte.» Tatsächlich: Seit kurzem ist bekannt, dass sich die Knochendichte von Patientinnen verschlechterte, nachdem sie Prolia abgesetzt hatten. Mehrere Ärzte machten beim Heilmittelinstitut Swissmedic entsprechende Meldungen. Einige Betroffene erlitten sogar Knochenbrüche. Herstellerin Amgen muss jetzt im Beipackzettel davor warnen.
Für den Basler Arzt Urspeter Masche ist klar: «Mit Prolia sollte man nur beginnen, wenn keine anderen Medikamente in Frage kommen.» Zudem müsse das Risiko für einen Knochenbruch so hoch sein, dass eine Behandlung unumgänglich ist. Schwieriger ist es für Patienten, die mitten in der Behandlung stecken. Weil das Problem erst seit kurzem bekannt ist, wisse man nicht, was das beste Vorgehen sei. Masche empfiehlt, allenfalls auf ein anderes Medikament umzusteigen.
Schwere Nebenwirkungen auch mit andern Medikamenten
Nachdem Dorothea Bühler Prolia abgesetzt hatte, verschrieb der Arzt ihr zwei Medikamente aus der Gruppe der Bisphosphonate. Dazu gehören etwa Bonviva oder Fosamax (siehe Tabelle im PDF). Sie sollen den Knochenabbau verhindern. Gemäss Studien vermindern sie das Risiko für Knochenbrüche um etwa die Hälfte. Aber auch mit diesen Mitteln riskiert man schwere Nebenwirkungen: Bisphosphonate können zum Absterben des Kieferknochens führen und die Speiseröhre reizen. Unklar ist, ob sie auch das Entstehen von Speiseröhrenkrebs fördern. Dennoch sind sie laut Branchenverband Interpharma die am meisten verschriebenen Medikamente. Andere Mittel wirken wie Hormone, etwa Evista und Conbriza. Sie können Wechseljahrbeschwerden auslösen und das Risiko für Blutgerinnsel erhöhen.
«Nur ganz selten sind Medikamente nötig»
Laut Gesundheitstipp-Ärztin Elisabeth Wanner muss man auch bei geringer Knochendichte oft nichts tun: «Es ist ganz normal, dass die Knochendichte im Alter abnimmt.» Ob Medikamente nötig sind, hänge auch von Alter, Grösse, Gewicht und weiteren Faktoren ab. Der Winterthurer Arzt Luzi Dubs sagt sogar: «Abnehmende Knochendichte muss man nur ganz selten mit Medikamenten behandeln.»
Amgen schreibt, Prolia könne zusammen mit guter Ernährung und körperlicher Aktivität helfen, den Knochenverlust zu verlangsamen. MSD Merck Sharp & Dohme, Herstellerin von Fosamax, weist darauf hin, dass das Medikament in klinischen Studien umfassend untersucht worden sei.
Tipps zum Vorbeugen vor Knochenschwund
Springen auf dem Minitrampolin, mit Springseilen oder Joggen belastet die Knochen und stärkt sie.
Auch andere Sportarten helfen: «Starke Muskeln schützen die Knochen», erklärt Elisabeth Wanner.
Wichtig ist, dass man genügend Vitamin D und Kalzium aufnimmt. Letzteres hat es in Milch, Käse, Joghurt und Mineralwasser mit viel Kalzium wie Eptinger oder Valserwasser. Um Vitamin D zu tanken, sollte man an die Sonne.