Eine «schnellere Genesung» und «weniger Schmerzen» nach der Operation: Das sind laut dem Kantonsspital Baselland die Vorteile für Patienten, die sich mit dem «DaVinci»-Roboter operieren lassen. Eingriffe mit «Da Vinci» sind minimal-invasiv. Das heisst: Es braucht nur kleine Schnitte, um zu operieren.
35 solcher Roboter sind in Schweizer Spitälern im Einsatz – doppelt so viele wie vor sieben Jahren. Der Roboter arbeitet nicht automatisch. Der Chirurg sitzt neben dem Operationstisch an einer Konsole. Die vier Arme des Roboters führen die Bewegungen aus, die der Chirurg vorgibt.
Operationen mit dem Roboter sind teurer
Der Nutzen für die Patienten ist unklar. Urologe Felix Trinkler vom Uro-Zentrum Zürich sagt: «Weltweit gibt es keine gute Studie, die einen klaren Vorteil der Roboterchirurgie belegen kann.» Nicht einmal bei Prostata-Operationen, die heute mehrheitlich von Robotern ausgeführt werden, sei der Vorteil der «Da-Vinci»-Geräte belegt, schrieb das Swiss Medical Board im vergangenen Dezember. Komplikationen wie Potenzprobleme kommen nicht weniger oft vor. Der Erfolg von Prostataoperationen hängt laut Trinkler «mehrheitlich von der Erfahrung des Chirurgen» ab und nicht davon, ob ein Roboter zum Einsatz kommt. Eine Studie im «New England Journal of Medicine» vom letzten November zeigte sogar, dass Frauen früher starben, die der Roboter wegen Gebärmutterhalskrebs operiert hatte.
Roboteroperationen sind zudem teurer. Für einen Roboter zahlen die Spitäler rund 1,8 Millionen Franken. Laut dem Swiss Medical Board kostet eine Prostataoperation mit dem «Da Vinci» rund 4000 Franken mehr als ein normaler Eingriff. Ein Eingriff an der Gebärmutter verursacht sogar Zusatzkosten von 5500 Franken.
Die Krankenkassen vergüten nur die Pauschale, die für eine übliche Operation gilt. Allfällige Mehrkosten muss der Spital und damit die Öffentlichkeit übernehmen. Christophe Kaempf vom Krankenkassenverband Santésuisse kritisiert: «Das Roboter-Wettrüsten der Spitäler führt zu Überkapazitäten.» Als Folge davon führten Ärzte Operationen durch, die medizinisch nicht notwendig sind.
Frauenarzt Dimitri Sarlos, Chefarzt und Klinikleiter am Kantonsspital Aarau, führte mehrere Studien zum Einsatz von Robotern in der Gynäkologie durch. Sein Fazit: «Die Patientinnen haben überhaupt keinen Nutzen.» Konventionelle Operationen seien bei der entsprechenden Erfahrung der Chirurgen schneller, besser und billiger. Deshalb verzichtet die Frauenheilkundeabteilung des Kantonsspitals auf Roboter.
Hersteller der «Da-Vinci»-Roboter ist die US-Firma Intuitive Surgical. Sie schreibt, viele wissenschaftliche Publikationen hätten die Sicherheit und die Effektivität der roboterassistierten Chirurgie bestätigt. Gut zu wissen: Einige der Studien hat Intuitive Surgical selbst finanziert.
Das müssen Sie bei einer Operation beachten
- Klären Sie bei Ihrem Hausarzt oder bei einem zweiten Chirurgen ab, ob eine Operation nötig ist.
- Lassen Sie sich vom Chirurgen die Operationsmethode im Detail erklären. Fragen Sie ihn, welche Methoden er anwendet und ob es Alternativen gibt.
- Fragen Sie den Chirurgen, wie gross das Risiko von Komplikationen ist.
- Roboteroperation: Fragen Sie den Chirurgen nach seinen Erfahrungen. Als Faustregel gilt: Der Chirurg sollte mindestens 100 Operationen durchgeführt haben.
- Vergleichsdienste wie Spitalfinder.ch (saldo 6/2017 und 19/2015) sind umstritten. Sie geben aber Hinweise darauf, welches Spital eine Operation besser im Griff hat.
- Lassen Sie sich im Zweifelsfall beraten bei SPO Patientenschutz (0900 567 047, Fr. 2.90/Min.) oder bei den Patientenstellen (0900 104 123, Fr. 2.20/Min.).
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