Das Holiday Inn in Schindellegi SZ an der Durchgangsstrasse nach Biberbrugg ist mit Bahn und Bus schlecht erreichbar. Wer dort übernachtet, ist mit dem Auto unterwegs – und zahlt für den Parkplatz 10 Franken pro Nacht. Diese Info findet man auf der Website des Hotels aber erst nach einigem Hinunterscrollen.
Der «günstigste Tarif» beträgt für 2 Personen im Doppelzimmer für eine Übernachtung (26./27. Juni) in Schindellegi auf der Holiday-Inn-Website Fr. 129.60. Wer auf «Tarif prüfen» klickt, erfährt, dass der Preis an ein Kundenbindungsprogramm geknüpft ist. Alle anderen zahlen 135 Franken. Dazu kommt eine «Gebühr für zusätzliche Person» von 20 Franken plus eine «Servicegebühr» von 5 Franken. Fürs Frühstück «bis zu 2 Gäste» fallen 20 Franken an. Dazu kommt die Parkplatzgebühr von 10 Franken: Macht für zwei Personen 190 Franken statt wie angegeben Fr. 129.60.
Wie bei den Fluggesellschaften den Preis aufsplitten
Das Holiday Inn in Schindellegi ist kein Einzelfall. Hotelexperte Gianluca Marongiu empfiehlt in der Fachzeitschrift «Hotel-Revue» den Hoteliers, Preise nicht tatsächlich, sondern nur künstlich zu senken. «Nimmt man punktuelle Leistungen raus, so kann man problemlos tiefere Preise anbieten, ohne Geld zu verlieren.» Hotels sollten nach Marongiu wie die Airlines den Gesamtpreis in Teilbeträge splitten. Den Gesamtpreis erfährt der Kunde erst ganz am Schluss des Buchungsvorgangs.
Anzutreffen sind auch Optionen wie «Early Check-in» oder «Late Check-out». Beispiel Hotel Allegra Zurich Airport: Die Gäste erkaufen sich für eine Gebühr von 50 Franken das Recht, das Zimmer ab 9 Uhr zu beziehen. Das funktioniert besonders dann gut, wenn der normale Check-in erst spät möglich und der normale Check-out sehr früh angesetzt ist. Ebenfalls beliebt: Laut Marongiu belasten geschätzte 95 Prozent der Schweizer Hotels die Tourismusabgaben separat.
«Fangpreise» für Übernachtung ohne Stornierungsmöglichkeit
Je grösser der variable Anteil am Preis, desto kleiner ist die Kommission für das Hotelvermittlungsportal. Bei Booking.com zahlen Hoteliers Vermittlungsgebühren zwischen 12 und 20 Prozent (saldo 5/2017). Experte Marongiu rät deshalb zu Anreizen für Direktbucher. Hotels dürfen laut ihren Verträgen mit den Vermittlern auf der eigenen Website keinen tieferen Preis anbieten als auf Hotelportalen. Deshalb locken sie mit Dienstleistungen oder Naturalien. Doch diese sind oft bescheiden: Beim Berner Fünfsternehotel Schweizerhof gibts ein Glas Honig, einen Taxigutschein von 5 Franken oder einen Gratisparkplatz.
Beliebt sind auch günstige Angebote, die sich nicht stornieren lassen und mindestens sieben Tage im Voraus gebucht werden müssen. Marongiu spricht von einem «Fangpreis». Nur ein Drittel der Gäste buche diese günstigen Tarife. Die Mehrheit sei bereit, für mehr Flexibilität mehr zu zahlen. Beispiele:
Im Sorell Hotel Seefeld in Zürich kostet das Standard-Doppelzimmer bei einer sofortigen Bezahlung 261 Franken, Stornierung nicht möglich (Stichtag 26./27. Juni). Wer die Möglichkeit haben will, die Reservation bis am Vortag kostenfrei zu annullieren, zahlt 290 Franken.
Im Leoneck Swiss Hotel in Zürich kostet das Classic-Doppelzimmer 243 Franken, wer stornierbar buchen will, zahlt 270 Franken.
Das Berner Hotel Alpenblick bietet das Doppelzimmer zum Preis von Fr. 186.75 an, Stornierung oder Umbuchung ausgeschlossen. Wer sich diese Optionen offenlassen möchte, zahlt 249 Franken.
Einige Stadthotels erwecken den Eindruck, der Gast bekomme gratis einen ÖV-Pass. Das stimmt nur bedingt. Das «Bern Ticket» etwa wird durch Tourismusabgaben finanziert. Und diese bezahlen Gäste oft extra – im Schweizerhof Fr. 5.30 pro Gast und Nacht.
Auch der Kanton Tessin lockt Gäste mit «freier Fahrt» im öffentlichen Verkehr. Das «Ticino Ticket» wird von den Kurtaxen mitfinanziert. Dafür bezahlt der Gast pro Übernachtung meist Fr. 5.80 extra.