Die Familie Al Zalabeh lebt in Wadi Rum am Rand der gleichnamigen Wüste. Noch vor 20 Jahren zogen Tyseer und seine Eltern und Brüder als Beduinen mit Kamelen, Schafen und Ziegen durch die Wüste. Doch der Regen wurde von Jahr zu Jahr spärlicher. Deshalb beschlossen sie, sesshaft zu werden. Heute besitzen sie ein Grundstück mit vier einstöckigen Häusern. Dort lebt er mit seiner Frau Asmaa und den vier Kindern. In den anderen drei Häusern wohnen Vater und Mutter sowie die beiden Brüder mit ihren Partnerinnen und Kindern. Der Garten mit Oliven- und Zitronenbäumen und einem schattenspendenden Guavenbaum ist wie ein grosses Wohnzimmer. Seit dem vergangenen Jahr betreiben die drei Brüder ausserhalb des Dorfes ein Touristencamp mit zwölf Zweierzelten und einem Gemeinschaftszelt zum Essen – mitten in der Wüste.
Finanzielle Situation
Haushaltseinkommen pro Monat: 1350 Franken
Kosten für das Wohnen pro Monat: 950 Franken
Kosten für die Krankenversicherung pro Monat: Die Versicherung ist kostenlos, Medikamente sind nicht gedeckt
Steuern pro Jahr: 1350 Franken
Sind Sie zufrieden mit Ihrer Wohnsituation?
Tyseer: Ja. Aber es gibt immer etwas zu reparieren. So musste ich kürzlich die Aussenfassade des Hauses neu streichen.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Asmaa: Ein traditionelles Beduinenessen. Es heisst Fatteh: am offenen Feuer gebackenes und in Olivenöl getränktes Fladenbrot, verfeinert mit der Gewürzmischung Zattar. Dazu gibts Huhn, Kamelmilch und Tee.
Was hat ihre Berufswahl bestimmt?
Tyseer: Ich bin der einzige der Familie mit einem festen Job. Vormittags arbeite ich im Büro des lokalen Tourismuszentrums. Nachmittags kümmere ich mich um unser Camp oder begleite meine Brüder auf Wüstentouren mit Touristen.
Asmaa: In unserer Kultur kümmern sich hauptsächlich die Frauen um die Familie. Für mich war schon früh klar, dass ich eine grosse Familie möchte.
Wie lange fahren Sie zur Arbeit?
Tyseer: Mit dem Auto rund 25 Minuten.
Welche Verkehrsmittel benützen Sie?
Tyseer: Hier am Rande der Wüste braucht man einen 4 x 4-Geländewagen, sonst bleibt man stecken. Auf der Nationalstrasse nach Amman, rund 20 Minuten von Wadi Rum entfernt, gibt es öffentliche Busse und Taxis.
Wo verbrachten Sie Ihre letzten Ferien?
Tyseer: Im vergangenen Juni war ich mit Bekannten drei Tage in Aqaba, einem Badeort am Roten Meer. Von dort sieht man nach Ägypten, Israel und Saudi-Arabien.
Sparen Sie Geld?
Asmaa: Ja, wenn möglich. Wir leben von Tag zu Tag.
Tyseer: Erspartes investieren wir ins Camp oder legen es für die Kinder auf die Seite.
Hat das Coronavirus Ihren Alltag verändert?
Tyseer: Ohne Touristen haben wir kein Einkommen. Die staatliche Unterstützung erreicht uns nur sehr schleppend. Wir helfen uns in der Dorfgemeinschaft gegenseitig aus.