Österreichs Autobahnen kosten bloss die Hälfte
Das Autobahnnetz ist praktisch fertig gebaut. Dennoch gibt der Bund weiterhin über 2 Milliarden Franken pro Jahr für die Nationalstrassen aus.
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saldo 16/2016
12.10.2016
Thomas Lattmann
Die Schweiz hat seit 1960 rund 60 Milliarden Franken für den Bau der Autobahnen ausgegeben. Heute sind 96 Prozent des geplanten Netzes gebaut. Dennoch fliesst das Geld locker weiter.
Seit 1998 bewegen sich die Kosten pro Jahr zwischen 2,2 und 2,5 Milliarden Franken. Der Anteil für den Bau neuer Abschnitte sinkt stetig. Dafür gibt die Bundeskasse immer mehr Geld für Betrieb und Unterhalt sowie für Ausbauten aus. Der Bundesrat geht ...
Die Schweiz hat seit 1960 rund 60 Milliarden Franken für den Bau der Autobahnen ausgegeben. Heute sind 96 Prozent des geplanten Netzes gebaut. Dennoch fliesst das Geld locker weiter.
Seit 1998 bewegen sich die Kosten pro Jahr zwischen 2,2 und 2,5 Milliarden Franken. Der Anteil für den Bau neuer Abschnitte sinkt stetig. Dafür gibt die Bundeskasse immer mehr Geld für Betrieb und Unterhalt sowie für Ausbauten aus. Der Bundesrat geht davon aus, dass der Finanzbedarf künftig sogar steigen wird. Grund: Es sind immer mehr Autos und Lastwagen unterwegs.
Braucht es für das Nationalstrassennetz wirklich weiterhin so viel Geld? Ein Vergleich mit Österreich belegt, dass es auch mit viel weniger geht. Zuständig für Bau, Unterhalt und Betrieb der österreichischen Autobahnen ist der Staatsbetrieb Asfinag. Das Unternehmen gab von 2010 bis 2015 im Durchschnitt umgerechnet 1 Milliarde Franken pro Jahr aus (siehe Grafik im PDF). Die Schweiz verbaute durchschnittlich mehr als doppelt so viel.
Interessant ist der Vergleich zwischen den Kosten für den Bau eines «offenen» Autobahnkilometers – also ohne Tunnel oder Brücken. Das Bundesamt für Strassen beziffert die Kosten auf 14 bis 20 Millionen Franken. Die Asfinag zahlt bei einem aktuellen Projekt 12,5 Millionen pro Kilometer.
Das österreichische Netz ist eine gute Vergleichsgrösse
Die Autobahnnetze der Schweiz und von Österreich sind gut vergleichbar. Die Topographie ist ähnlich. Das Netz in Österreich ist nur um einen Fünftel länger und die Strassen sind fast gleich stark genutzt. Thomas Rohrbach vom Bundesamt für Strassen räumt ein, dass das Schweizer Netz «am ehesten» mit jenem von Österreich vergleichbar ist. In der Schweiz verliefen aber 27 Prozent der Nationalstrassen in einem Tunnel oder auf Brücken, in Österreich nur 17 Prozent. Zudem gäbe es in der Schweiz eine hohe Zahl von teuren Autobahnanschlüssen und der Aufwand für Lärmschutz- und Abwasserreinigungsmassnahmen sei gross. Das alles treibe die Kosten in die Höhe.
Ein Blick nach Österreich zeigt aber: Die Zahl der Autobahnanschlüsse ist fast gleich wie in der Schweiz. Die Zahl der Tunnels ist zwar tiefer, dafür gibt es im Nachbarland deutlich mehr Brücken.
Am meisten ins Gewicht fallen dürfte aber: Die Schweiz erneuert ihre Autobahnen etwa alle 15, Österreich alle 30 Jahre.