Novartis und Roche: Millionen fürs Lobbyieren
Schweizer Pharmakonzerne nehmen durch die Hintertür Einfluss auf Entscheide der EU. Ihr Ziel: höhere Preise für Patienten und mehr Gewinne für die Unternehmen.
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saldo 14/2015
16.09.2015
Eric Breitinger
Die Schweizer Pharmaindustrie verstärkt ihre Lobbyarbeit in der EU. Das zeigt eine neue Untersuchung der lobbykritischen Organisationen Corporate Europe Observatory und Health Europe International. Die Autoren der Studie haben die Transparenzregister der EU ausgewertet. Darin registrieren sich Lobbyisten, Unternehmen und NGOs und veröffentlichen die Höhe ihrer Ausgaben für Lobbyaktivitäten. Die Angaben im Register sind freiwillig.
Mit dem Geld erk...
Die Schweizer Pharmaindustrie verstärkt ihre Lobbyarbeit in der EU. Das zeigt eine neue Untersuchung der lobbykritischen Organisationen Corporate Europe Observatory und Health Europe International. Die Autoren der Studie haben die Transparenzregister der EU ausgewertet. Darin registrieren sich Lobbyisten, Unternehmen und NGOs und veröffentlichen die Höhe ihrer Ausgaben für Lobbyaktivitäten. Die Angaben im Register sind freiwillig.
Mit dem Geld erkaufen sich die Firmen Zugang zu Vertretern der Europäischen Kommission, also der EU-Regierung. In den geheimen Gesprächen bemühten sich die Lobbyisten laut dem Bericht um lockerere Auflagen bei der Zulassung von Medikamenten, um weichere Transparenzregeln für klinische Studien und längere Monopole für Medikamente.
Novartis: Häufige Treffen mit EU-Beamten
Novartis hat in Brüssel das drittgrösste Lobbybudget aller Pharmafirmen. Der Konzern aus Basel reihte sich letztes Jahr in die Ausgabenkategorie von 1,6 bis 2,2 Millionen Franken ein und nahm die Dienste von insgesamt 11 Lobbyfirmen in Anspruch. Novartis-Vertreter trafen sich allein zwischen November 2014 und Februar 2015 acht Mal mit Vertretern der EU-Kommission.
Auch Roche hat die Lobbyarbeit intensiviert. Letztes Jahr investierte das Unternehmen nach eigenen Angaben 1,1 bis 1,4 Millionen Franken in das Lobbying in Brüssel. Roche rangiert damit auf Platz sieben. Platz eins belegte die deutsche Firma Bayer mit Ausgaben von 2,7 Millionen Franken, vor der britischen Firma GlaxoSmithKline mit Ausgaben von 1,6 bis 2,2 Millionen Franken.
Auch Verband steigert Lobbyausgaben massiv
Novartis und Co. verstärkten die Einflussnahme auch über den Pharmaverband «European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations». Der Verband hat seine Lobbyausgaben seit 2012 verzehnfacht und traf sich in viereinhalb Monaten über 50 Mal mit Vertretern der EU-Kommission.
Die Pharmaindustrie wendete 2014 rund 44 Millionen Franken auf, um ihren Interessen in Brüssel Gehör zu verschaffen. Die Branche steckt damit 15 Mal mehr Geld in Lobbyaktivitäten als die Konsumentenorganisationen.